Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)


Seriöse Studien belegen indes genau das Gegenteil. Die Zahl der Lastwagenfahrten werde um fast ein Viertel steigen, falls die Politik den Riesenlastern freie Fahrt erteile, warnte der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) schon vor Jahren. Grundlage war eine Auftragsstudie der Beratungsfirma TIM Consult. Die Experten warnen, dass die Bahn ein Debakel erleben würde, wenn die Riesen-Lkws kämen. Jeder zweite Container, der im kombinierten Verkehr von Lkw und Bahn bisher gemeinsam und abwechselnd befördert wird, werde dann nur noch über die Straße rollen.

Auch ein Gutachten der angesehenen Beratungsfirma K+P Transport Consultants, das der frühere Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bestellt hatte, kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Danach würde der kombinierte Verkehr um 30 Prozent schrumpfen. Fazit: es käme mit den Riesenlastern also mehr Fracht und Verkehr auf die Straße und weniger auf die Schiene - das genaue Gegenteil dessen, was die Bundesregierung und der Verkehrsminister nach eigenem Bekunden anstreben, um Umwelt und Klima zu schützen.

Milliardenkosten für die Infrastruktur


Die Mehrheit der Bundesländer und die Kommunen sind noch aus weit gewichtigeren Grund gegen die Pläne Ramsauers. Denn die Riesenlaster würden milliardenteure Folgekosten bei der Infrastruktur verursachen, die alle Bürger und Steuerzahler zu finanzieren hätten. Schon ein 40-Tonner schadet dem Fahrbahnbelag so sehr wie tausend Autos, lautet eine Faustregel. Allein im Brückenbau könnten Folgekosten von bis zu acht Milliarden Euro entstehen, warnen die Experten der Allianz pro Schiene.

Befürchtet werden zudem mehr Sicherheitsrisiken auf deutschen Straßen für alle Verkehrsteilnehmer, wenn die Riesenlaster unterwegs sind. Schon das Überholen von 25,5 Meter langen Fahrzeugen wäre ein Wagnis. Fahrspurbreiten sowie Park- und Rastplätze von Autobahnen könnten zudem den rollenden Ungetümen Probleme bereiten, Kreuzungen, Kreisverkehre und Bahnübergänge ebenso. Auch die Sicherheitsmaßnahmen in Tunneln müssten nach Angaben der Bundesanstalt für das Straßenwesen verbessert werden.