Eine Ausnahmegenehmigung soll die Straßen für 60-Tonnen-LKW freimachen. Experten warnen vor Unfallgefahren durch die 25-Meter-Riesen.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)
Berlin - Der Streit über weitere Tests von Riesenlastern verschärft sich. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) will per Ausnahmeverordnung bis zu 25,5 Meter lange und 60 Tonnen schwere Lastwagen auf deutsche Straßen lassen. Kritiker halten das für rechtswidrig, drohen mit Klage und warnen vor noch mehr Lkw-Verkehr, hohen Folgekosten, wachsenden Unfallgefahren und größerer Klima- und Umweltbelastung.

Gigaliner, XXL-Truck, Megabrummi, innovative Nutzfahrzeuge - es klingt ganz harmlos und betont modern, wenn die Wirtschaft für noch größere Lastwagen wirbt. Konzerne wie Daimler und einflussreiche Lobbyisten insbesondere der Autoindustrie versuchen seit Jahren, in Berlin und Brüssel die Zulassung für die teuer entwickelten Riesen-Lkws durchzusetzen. Viele Experten, Politiker und Bürger lehnen die "Monster-Trucks" ab. Doch die Befürworter lassen nicht locker.

Absage durch die Bundesländer


Zwar erteilte die Mehrheit der Bundesländer schon vor drei Jahren per Beschluss den rollenden Ungetümen eine Absage. Auch der damalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee war dagegen, ebenso SPD, Grüne und Linkspartei. Aber die neue CDU-FDP-Regierung nahm die Tests der Riesenlaster sogar in den Koalitionsvertrag auf und hält mit der Minderheit von sieben unionsgeführten Ländern weiter daran fest.

Bis jetzt dürfen auf Europas Straßen nur Lkws mit höchstens 18,75 Meter Länge und 40 Tonnen Gewicht fahren. Diese Höchstgrenzen schreibt das EU-Recht generell vor. Künftig könnten Lastwagen aber um bis zu 6,75 Meter länger und voll beladen um bis zu 20 Tonnen schwerer sein. So stellen sich das zumindest einige Logistik-, Handels- und Lkw-Konzerne vor, die ihre Interessen mit aller Macht durchsetzen wollen. Nur mit Riesenlastern lasse sich das wachsende Güteraufkommen bewältigen, argumentieren die Befürworter. Bahn und Schiffe schafften das nicht. Spediteure und Handelsriesen befürchten immer mehr Transportengpässe und in der Folge Gewinneinbußen durch Staus. Um 50 Prozent höhere Ladekapazitäten je Lkw sollen das Problem mildern. Dadurch ließen sich sogar viele Fahrten einsparen.