Baden-Württemberg bewirbt sich um den Zuschlag für ein Leuchtturmprojekt in der Batterieforschung. Damit will die Regierung Kretschmann der Autoindustrie den Weg in die Zukunft ebnen. Ziel ist der Aufbau einer Massenfertigung. Projektpartner ist unter anderem die Varta AG in Ellwangen.

Stuttgart - Der Ellwangener Batteriezellenspezialist Varta AG ist zuversichtlich, dass zügig eine Entscheidung über das Forschungsprojekt zur digitalisierten Batteriezellenproduktion in Baden-Württemberg fallen wird. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte am Mittwoch bei seiner Regierungserklärung offiziell mitgeteilt, einen „europaweiten Leuchtturm“ schaffen zu wollen. Wie unsere Zeitung berichtete, bewirbt sich die Landesregierung im Rahmen ihres Strategiedialogs zur Transformation der Automobilwirtschaft beim Bund für das Projekt „Digitalisierte Batteriezellen-Produktion 4.0“. Dabei will das Land acht Millionen Euro zur Verfügung stellen. Weitere 50 Millionen Euro sollen aus dem Bundeshaushalt kommen.

 

Die Verhandlungen mit dem Bundesforschungsministerium kämen gut voran, sagte Kretschmann. Beim federführenden Wirtschaftsministerium heißt es, die Fertigung von Batteriezellen im Land spiele technologisch und volkswirtschaftlich eine Schlüsselrolle. Der Autozulieferer Bosch hatte erst kürzlich mitgeteilt, auf den Aufbau einer eigenen Zellenfertigung verzichten zu wollen. Als Partner der Landesregierung sollen neben Varta das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung in Ulm fungieren.

Varta erhofft sich eine Effizienzsteigerung durch die Digitalisierung

Varta-Chef Herbert Schein sieht in dem Vorstoß eine Bestätigung der Unternehmensstrategie. Varta produziert in Ellwangen wiederaufladbare Lithium-Ionen-Zellen vor allem für so genannte Wearables, kabellose Kopfhörer, und exportiert diese in alle Welt – auch nach Asien, wo die Weltmarktführer der Zellproduktion beheimatet sind. Zudem sind die Ellwangener Weltmarktführer bei Hörgerätebatterien. Varta habe 2016 die Energiedichte seiner Lithium-Ionen-Zellen um 20 Prozent erhöht und peile die gleiche Steigerung auch für 2019 an, so Schein. Von einer digitalisierten Produktion verspricht er sich, die Massenfertigung auf eine neue Stufe zu heben sowie eine weitere Qualitäts- und Effizienzsteigerung.

Die Varta AG, beziehungsweise ihre Tochter Varta Microbatteries, ist auf Kleinstbatterien spezialisiert und hat mit Handelsbatterien, wie sie beispielsweise in Fernbedienungen zum Einsatz kommen, nichts zu tun. Die zweite Tochter Varta Storage hat Stromspeicherlösungen für Privathaushalte und Industrie sowie Akkupacks im Programm. Varta-Batterien wurden unter anderem bei der Nordpolexpedition von Fridtjof Nansen 1896 genutzt. Auch in der Hasselblad-Kamera, die bei Neil Armstrongs und Edwin Aldrins Ausstieg auf dem Mond 1969 zum Einsatz kam, steckte eine Varta-Batterie.

Seit Oktober an der Börse notiert

Die Varta AG ist aus dem Konzern AFA hervorgegangen, der 2002 zerschlagen wurde. Klassische Gerätebatterien der Marke stellte der US-Mischkonzern Spectrum Brands her, der den Bereich kürzlich an den US-Konzern Energizer verkauft hat. Die Autobatterien der Marke gehören zum irischen Konzern Johnson Controls. Die Varta AG ist seit Mitte Oktober mit 35 Prozent ihrer Aktien an der Börse notiert. Der Rest gehört weiterhin der VGG GmbH, einer Tochter der Schweizer Montana Tech Components, die wiederum dem österreichischem Investor Michael Tojner gehört.