Die Netflix-Serie „Space Force“ zeigt satirisch, wie das US-Militär zum Mond und weiter will. Aber nicht nur Steve Carell als viel geplagter General wächst einem ans Herz.

Stuttgart - Die US-Küstenwache hat’s nicht leicht. Auch sie ist in der Gipfelrunde der US-Militärzweige vertreten. Aber unter den Joint Chiefs of Staff ist der Befehlshaber der Küstenwache die Witzfigur – bis jetzt. Nun schöpft er Hoffnung, ein Neuling kauere noch unter ihm am Totempfahl: Mark R. Naird, Kommandeur der gerade erst entstehenden Space Force. Die hat noch gar nichts vorzuweisen außer fetten Rechnungen und nebulösen Zielvorgaben. Heer, Marine und Luftwaffe sind sich ziemlich einig, dass der US-Präsident mit der Schaffung dieser Weltraumtruppe ein reines Fernsehballett kreiert hat, ein überflüssiges Häuflein, das putzige Bilder liefern kann, aber keinen militärischen Mehrwert.

 

Mit Hohn und Spott aus dem Militär selbst beginnt „Space Force“, eine verblüffend aufwendige Netflix-Serie. Die wurde in Auftrag gebeben, kaum dass Donald Trump seine Pläne für ein Weltraummilitär angekündigt hatte, und die erste Folge ist exakt so, wie man das erwarten durfte. Die Space Force scheint eine undurchdachte Gurkentruppe zu sein, ihr Kommandeur Naird (Steve Carrell in seiner besten Rolle seit „The Office“) ein unfähiger Unglücksrabe, und ihr obszön teurer Technologiezirkus, den der wissenschaftliche Berater Dr. Mallory (John Malkovich in gewohnter Topform) verantwortet, ein Bluff. Erst gibt es einen schönen Countdown, dann explodieren die Raketen noch auf der Startrampe.

Tweets wie von Trump

Das ist sehr lustig und könnte direkt an die Sketche der Satireshow „Saturday Night Live“ anschließen, in denen Alec Baldwin einen lebensechten Trump spielt: intellektuell brandgerodet, boshaft eitel, auftrumpfend allmachtsbesoffen. Wobei Trump in „Space Force“ nie beim Namen genannt wird. Aber die Tweets und Befehle, die ins Hauptquartier der Weltraumtruppe dringen, klingen sehr nach ihm.

Nur prügelt, manche Kritiker hat das sehr enttäuscht, „Space Force“ nicht fortwährend auf Trump ein. Die Serie macht sich zwar permanent über Kommissköppe und eitle Intellektuelle lustig, über Bürokratenfirlefanz, Marketinglügen, Pathos und Moden. Aber sie nimmt ihre Figuren so ernst, eine unschätzbare Qualität großer Komik, dass sie uns ans Herz wachsen.

Rivale China

Wichtiger noch: Sie nimmt die Space Force als Idee ernster, als das Trump vielleicht gelingt. Steve Carell und Greg Daniels (der „Parks and Recreation“ und die US-Variante von „The Office“ entwickelt hat) waren frei beim Entfalten der Grundidee, etwas zum Weltraummilitär zu machen. Und so ging ihnen auf, dass da wirklich eine Front entstanden ist. Mit charmanter Komik zeigt die Serie ein China, das im All die Muskeln spielen lässt. So gibt es denn über die 10 Folgen sogar echte Spannung: Man drückt Naird die Daumen, dass er im All mithalten kann.

„Space Force“ bietet Folge um Folge die Ausstattung, die Kameraarbeit, die Starbesetzung und die Präzision eines teuren Kinofilms. Die Wucht ist nicht sinnloser Protz, wie manche maulen, sie vermittelt in jedem Bild, dass die Space Force kein Hirngespinst ist, sondern ein realer Teil der Welt. Nach zehn durchweg lustigen Episoden hat man den leisen Verdacht, Carell und Daniels hätten Besseres hinbekommen als Trumps Strategen.

Verfügbarkeit: Netflix, alle 10 Folgen bereits abrufbar