Die Bahn muss die ICE-Strecke nach Mannheim im Jahr 2020 zur Sanierung sperren. An Ersatzfahrplänen wird gefeilt. Klar ist aber, dass sich die Fahrzeiten deutlich verlängern werden.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Bahnreisende im Südwesten müssen sich auf der Strecke Stuttgart-Mannheim auf erheblich längere Fahrzeiten einstellen. Die im Juni 1991 in Betrieb genommene Hochgeschwindigkeitsstrecke muss grundlegend saniert werden. Dazu plant die Bahn, die gut 100 Kilometer lange Trasse zwischen April und Oktober 2020 komplett für den Verkehr zu sperren. Entsprechende Informationen der Stuttgarter Zeitung hat ein Bahnsprecher in Berlin auf Nachfrage bestätigt.

 

Die Strecke ist seit 1991 in Betrieb

Nach dann 29 Jahren in Betrieb müssen im Jahr 2020 auf der Strecke sämtliche Gleise, Weichen sowie die Oberleitung nebst der Masten erneuert werden. Welche Kosten das verursacht, vermag die Bahn heute noch nicht sagen. Noch sei es auch zu früh, die Auswirkungen für die Fahrgäste abzuschätzen, so der Bahnsprecher. Derzeit würden die Fahrpläne für die Bauzeit entwickelt. Die Daten stünden drei Monate vor Inkrafttreten des Jahresfahrplans 2020 zur Verfügung. Der bekommt Mitte Dezember 2019 Gültigkeit. Die baustellenbedingten Einschränkungen würden aber erst von April 2020 an eintreten, so der Bahnsprecher. Somit hätten Passagiere gut ein halbes Jahr Zeit, sich auf die Veränderungen einzustellen.

Ein Blick in alte Fahrpläne offenbart, was auf die Zugnutzer zukommen könnte. Im Fahrplanjahr 1990, dem letzten vor Inbetriebnahme der Schnellfahrstrecke, benötigten die InterCity auf der Altstrecke via Heidelberg, Bruchsal, Mühlacker und Bietigheim-Bissingen rund 80 Minuten zwischen Mannheim und Stuttgart. Die heutigen Hochgeschwindigkeitszüge bewältigen die Nonstop-Fahrt von der Landeshauptstadt nach Mannheim in 38 Minuten.

Wichtige Verbindung im nationalen wie im internationalen Verkehr

Die Neubaustrecke, deren Kosten bei der Eröffnung 1991 mit umgerechnet 2,2 Milliarden Euro angegeben wurden, bildet das Rückgrat des schnellen Eisenbahnfernverkehrs im Südwesten. Sie kann mit Geschwindigkeiten von bis zu 280 Kilometer in der Stunde befahren werden. So sind auf ihr die im Takt verkehrenden ICE-Linien von Stuttgart in Richtung Dortmund, Berlin und Hamburg unterwegs. Den über den Flughafenbahnhof in Frankfurt verkehrenden Zügen kommt eine wichtige Zubringerfunktion zu Deutschlands größtem Airport zu. Zusätzlich zu den genannten nationalen Linien nutzen seit zehn Jahren auch die französischen Hochgeschwindigkeitszüge TGV die Schnellfahrstrecke auf einem Teilstück von Stuttgart bis Bruchsal. Dazu kommt noch Regionalverkehr auf dem Abschnitt Stuttgart-Vaihingen (Enz), der von den Arbeiten betroffen sein wird.

Seit dem Bau der Neubaustrecke 1991 sind die auf den anderen Strecken freigewordenen Kapazitäten dem Regional- und Güterverkehr zu Gute gekommen. Beide Verkehrsarten müssen von den Fahrplanern während der Bauphase mit den Fernverkehrszügen koordiniert werden.