In einem der ärmsten Viertel der jordanischen Hauptstadt Amman bringt ein deutscher Street-Art-Künstler Menschern zusammen, indem er Wände bemalt. Vor allem Frauen werden dadurch plötzlich in der Öffentlichkeit sichtbar. Für die Aktivisten ist das eine Mutprobe.

Amman - Verborgen im Atelier zu malen, bis man sein Werk der Welt zeigen will, ist das eine. Öffentlich eine Hauswand zu gestalten, jeder Pinselstrich von Nachbarn observiert, ist etwas anderes. Der Mannheimer Illustrator Mehrdad Zaeri hat sich dieser Herausforderung für das im arabischen Raum einzigartige Straßenkunst-Festival Baladk gestellt. Es verwandelt gesichtslose Viertel Ammans in ästhetisch-soziale Resonanzgebiete. Fünf Tage lang in sengender Sonne an einem zwölf Meter hohen Wandbild zu arbeiten ist hart. Sich acht Stunden täglich mit Spraydose und Pinsel von einer schwankenden Hebebühne der Hauswand entgegenzustrecken macht Muskelkater. Auch die porösen jordanischen Lehmwände sind ein Problem: „Die saugen die Farbe auf wie ein Schwamm. Ob unser Material reichen wird?“ Der glatte Beton Mannheims ist da gefälliger.