Die Innenstadt beleben – das ist das Ziel von Veranstaltungen wie der Street-Art am Samstag. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Verblüfft schaut ein Junge auf die Spielkarten in seinen Händen. Eben hatte er die eine doch noch in der anderen Hand. Kann das mit rechten Dingen zugehen? Daniel Zürn, der am Samstag bei Stuttgart Street-Art-Magie erlebbar macht, weiß Genaueres und schweigt. Er genießt es, die Besucher seines Pavillons auf dem Schlossplatz zum Staunen zu bringen. „Ich finde es reizvoll, in direktem Kontakt mit den Leuten zu zaubern“, sagt er. Das sei etwas anderes als eine durchgeplante Show. Gegen das regnerische Wetter kann Zürn so wenig ausrichten wie die Organisatoren von der City-Initiative Stuttgart. Es nieselt. Es bläst. Eddy Danco pfeift drauf – und das sehr treffsicher. Unverkennbar ist es „A Whiter Shade of Pale“ von Procol Harum, das der Stuttgarter zur Gitarre intoniert.

 

Gut gelaunte Truppe vor dem Königsbau

Die Geigerin Olga Kholodnaya und der argentinische Drummer Marino Colina ziehen trotz des Regens Aufmerksamkeit auf sich. Mit geschicktem Einsatz von Loops und Effekten zelebrieren die beiden Musiker der Olga-Show ihre Version von Richard Strauss’ weltraumerprobtem Thema aus „Also sprach Zarathustra“.

Es ist der Auftakt zu einer gemeinsamen Darbietung mit Tänzern aus den Reihen der Floor Legendz, bei denen Akrobatik und Breakdance fließend ineinander übergehen. Der nasse Untergrund vor dem Königsbau kann die gut gelaunte Truppe nicht davon abhalten, ausgiebig mit dem Boden auf Tuchfühlung zu gehen. Ihr ausgeprägtes Geschick im Umgang mit dem Publikum – mal frech, mal charmant – tut sein Übriges.

Bei Tomy, dem Weltenbummler, hat sich derweil eine kleine Schlange gebildet. Seine Farbzaubermaschine verteilt im Schleudergang individuell kombinierte Temperafarben auf runden Pappscheiben. „Das kann man zu Hause mit jeder Salatschleuder machen“, verrät der Kunst-Animateur. Die Produktion der Farbfeuerwerke ist ein Kinderspiel. Vorsichtig erkundigt sich eine Endzwanzigerin, ob sich auch Erwachsene versuchen dürften. Sie dürfen.

City-Manager Hahn zieht ein positives Fazit

Tomy ist auch Schirmherr der sogenannten Tapewand, auf der sich ein gewisser Toni als gelbes Strichmännchen mit Fußball verewigt hat. Auch dem krisengeschüttelten VfB Stuttgart wurde dort mit rotem Klebeband bereits gehuldigt. Nun befindet sich das Klebeband in den Händen eines jungen Pärchens, das sich in Herzform seiner Liebe versichert. „Ich wusste gar nicht, dass hier heute etwas stattfinden soll“, sagt Agnesa (30). So eine Belebung tue einer Stadt immer gut, findet sie. Das unfreundliche Wetter quittiert sie mit einem Schulterzucken: „Ist das überraschend? Wir haben April!“

Der City-Manager Sven Hahn zieht am Sonntag ein positives Fazit der ersten Veranstaltung der City-Initiative Stuttgart in diesem Jahr: „Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind zufrieden“, sagt er mit Blick auf die am Samstagnachmittag sehr gut besuchte Innenstadt.

Etwa 240 Mitglieder zählt die Interessenvertretung der Einzelhändler in der Stuttgarter City, von denen viele nur mit Mühe durch die Pandemie gekommen sind. Hahn betont immer wieder, wie wichtig es sei, die Innenstadt durch Veranstaltungen zu beleben, damit auch die Kundschaft gerne in die Stadt komme – und damit auch das Sicherheitsgefühl der Menschen gestärkt wird.

„Aktionen wie die Street-Art können da einen großen Teil dazu beitragen“, betont der City-Manager – und freut sich bereits auf eine Fortsetzung der Cis-Veranstaltungen in diesem Jahr: Am Samstag, 8. Juli, soll es wieder eine Street-Art in der Innenstadt geben, im Juli das Kinder- und Familienfestival und am 4. November die Lange Einkaufsnacht „Stuttgart leuchtet“.