Gleich drei so genannte Street-Food-Markets sind für die nächsten Monate in Stuttgart angekündigt. Was ist an der schönen neuen Imbisskultur so reizvoll? Ein Erklärungsversuch.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Vor wenigen Jahren gab es in Stuttgart das Phänomen des Mädchenflohmarktes. Bei dieser Veranstaltung kam es zu einer Backstreet-Boys-würdigen Hysterie, zu einem mittleren Verkehrskollaps auf der Heilbronner Straße, weil die Schlange gut aussehender Mädchen vor der ehemaligen Daimler-Niederlassung so lang war, dass es auf der Heilbronner Straße beinahe zu einer Serie unschöner Auffahrunfälle gekommen wäre. Dabei ging es nur um Gebraucht-Klamotten, die aber weniger wie ein großer Grabbeltisch, sondern eher wie eine Nacht im Club inszeniert waren.

 

Der Mädchenflohmarkt des Jahres 2015 heißt Street-Food-Market. In diesen Straßenbuden wird das Essen nicht neu erfunden, stattdessen wird der Slow-Food-Gedanke verkürzt gesagt auf den Imbissbereich ausgeweitet. Junge Menschen verkaufen Spezialitäten aus umfunktionierten und meist schön gestalteten Fahrzeugen, sogenannten Foodtrucks. Dieses Phänomen ist so neu nicht. Es gibt Maultaschenfahrräder, Burger-Lkws oder Taco-Trucks. Die Fahrzeuge sind auf Festivals wie den Hip-Hop-Open oder auf Wochenmärkten, zum Beispiel am Marienplatz, zu finden.

Für den Erfolg gibt es vielfältige Gründe

In Stuttgart konkurrieren in den nächsten drei Monaten gleich drei Märkte um die Gunst der Großstadtgenießer. Den Auftakt macht der Street-Food-Market auf einem noch nicht näher benannten Areal auf dem Nordbahnhofgelände. Vom 19. bis 21. Juni folgt die Veranstaltung Stuttgart-Streetfood in der ehemaligen Daimler-Niederlassung an der Türlenstraße. Im August darf beim Beach-Food-Fest Open Air an noch geheimem Ort zugegriffen werden. Alle Veranstaltungen sind bei Facebook derzeit der Renner, der Street-Food-Market Stuttgart hat weit mehr als 30 000 Zusagen via Facebook, die beiden anderen Varianten immerhin halb so viele.

Die Gründe für den Erfolg sind vielfältig. Zunächst einmal ist die Anmeldung im sozialen Netzwerk vor allem eine Ansage. Mit dem Akt des Anmeldens demonstriert der Facebook-Nutzer, dass er Bescheid weiß und zu den Trendsettern gehört. Schließlich erfüllt der Street-Food-Market alle Sehnsüchte der Generation Easy Jetset, die all die angesagten Imbisse und Trends von ihren Wochenendtrips nach Berlin, Barcelona oder London kennt, wo der Burger-Hype zum Beispiel schon drei Jahre vor Stuttgart seinen Höhepunkt erreicht hatte. Und selbstverständlich gibt es in der Markthalle Neun in Berlin-Kreuzberg, der Pilgerstätte für Essens-Touristen schlechthin, bereits seit mehreren Jahren einen Street-Food-Donnerstag, bei dem das Konzept des „Anders-Essens“ zelebriert wird.