Jugendfarm, eine kleine Wilhelma, ein Wildtiergehege und Alpaka-Wanderungen: Im Landkreis gibt es viele Gelegenheiten für Familien, Tiere aller Arten hautnah kennenzulernen.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Angeblich soll es Kinder geben, die nicht wissen, dass die Milch für ihren Kaba aus einem Kuheuter stammt. Dass im ländlich geprägten Rems-Murr-Kreis solche Unkenntnis weit verbreitet ist, wagen wir zu bezweifeln. Nicht zuletzt, weil es für Kids und ihre Eltern viele Gelegenheiten gibt, Vierbeiner und Federvieh zu beobachten und ihnen richtig nahe zu kommen. Wir haben einige Beispiele herausgesucht, die sich auch hervorragend als Ausflugsziele in den Ferien eignen.

 

Papageien und Fische in der „Kleinen Wilhelma“ in Kernen „Hallo“, tönt es freundlich aus der Voliere. Die kleinen Mohrenkopf-Papageien in der „Kleinen Wilhelma“ sind echte Sprachtalente. Wie auch Edelpapagei Sammy, der die Freude über seine Begrüßung mit einem lauten „Hahaha“ quittiert. Bei den Aquarien- und Vogelfreunden Fellbach hat alles im Jahr 1956 mit Fischen angefangen. Inzwischen ist das Gelände auf drei Gartenparzellen mit Vögeln, Schildkröten und anderen Tieren angewachsen. Der Verein betreibt einen kleinen Zoo, zwischen Streuobstwiesen und Weinbergen zeigen die Mitglieder ihre Lieblinge in Süßwasseraquarien, Volieren, Teichen und einem Papageienhaus.

„Viele der Tiere wurden aus schlechter Haltung gerettet, wir bekommen sie zum Beispiel, nachdem sie von der Polizei beschlagnahmt wurden“, erklärt Gerda Thümmel. Immer wieder besuchen auch Kindergarten- oder Radlergruppen die „Kleine Wilhelma“. Wer sich als Gruppe über die Webseite www.aquarien-vogelfreunde-fellbach.de anmeldet, bekommt auch eine Tour abseits üblicher Öffnungszeiten. Für junge Besucher gibt es einen kleinen Spielplatz mit Sandkasten und Rutsche, wer mag, kann Snacks, Getränke und Eis kaufen. Der Eintritt ist gratis, zur Finanzierung ist der Verein aber auf Spenden angewiesen. Die „Kleine Wilhelma“ öffnet sonn- und feiertags von 11 bis 19 Uhr, Besucher können einen von fünf Stellplätzen am Parkplatz „Spinne“ am Waldrand nutzen.

Wildgehege im Plattenwald Backnang Ein beliebtes Ziel von Wanderungen und Spaziergängen ist das Wildgehege im Backnanger Plattenwald. Besucher können dort nicht nur das üppige Grün genießen und dem Gezwitscher der Vögel lauschen, sondern mit etwas Glück auch die vierbeinigen Bewohner – Damhirsche und Mufflons – beobachten. Eine offizielle Öffnungszeit gibt es nicht, aber Simon Heideker vom Baubetriebshof der Stadt erklärt: „Am meisten lohnt sich ein Besuch vormittags, zwischen 8 und 12 Uhr, wenn es noch nicht so heiß ist.“ Dann sei die Chance am größten, die Tiere beobachten zu können.

Das Wild wird von Heinz Kurz versorgt, der sich trotz seines Alters von über 90 Jahren noch um Fütterung und Zaunkontrolle kümmert. Auch Besucher dürfen den Tieren Leckerbissen mitbringen. Aber Achtung: Frisches Brot, Zuckerstücke, Grünschnitt oder fauliges Futter sind tabu, trockenes Brot ist hingegen in Ordnung. Das Gehege existiert seit 1965, die nächste Parkmöglichkeit ist der Parkplatz des Waldfriedhofs. Ein Besuch des Wildgeheges lässt sich hervorragend auch mit einem Abstecher zum beliebten Plattenwald-Spielplatz oder dem nahen Biergarten verbinden.

Landluft auf der Jugendfarm schnuppern Im Nordosten Waiblingens, an der Korber Straße, befindet sich die Jugendfarm. Dieses Angebot ist eine Kooperation eines zugehörigen Vereins mit der Stadt Waiblingen – und lässt Kinder und Jugendliche erleben, was es heißt, Tiere zu versorgen. „Wir haben 16 Schafe, fünf Ziegen, acht Hühner und sechs belgische Riesen“, erzählt Marion Zolldann vom Jugendfarm-Verein. Die Jugendfarm ist dienstags bis freitags je von 14.30 bis 17.30 Uhr für Besucher aus Waiblingen geöffnet. Zahlen müssen diese nichts – Pädagogen beaufsichtigen die Besucher, während sie die Tiere versorgen oder mit ihnen schmusen. „Wir haben auch drei erst drei Monate alte Zicklein, man kann sie streicheln oder mit ihnen Kunststücke üben“, sagt Zolldann.

Auge in Auge mit Alpakas in Althütte Kein Streichelzoo, aber eine Chance, besonders flauschige Genossen kennenzulernen, ist der Fun Tiergarten in Althütte. Ihre drolligen Wallabys, also Mini-Kängurus, hat die Familie zwar inzwischen bis auf fünf Tiere in andere Hände abgegeben. Doch ihre Lamas und Alpakas zeigen die Gräsings immer noch gerne her – etwa bei Alpaka-Wanderungen, bei Firmenfeiern, Hochzeiten oder Kindergeburtstagen. Die Lamas aus Althütte sind sehr gefragt. Eine Anmeldung rund zwei Monate im Voraus ist meistens nötig.

Nicole Gräsing erklärt, die übliche Wandertour mit den Lamas und Alpakas sei in rund zweieinhalb Stunden zu schaffen. „Wir treffen uns am Stall, beantworten wir erst einmal Fragen, dann lernen die Besucher die Tiere kennen, und dann geht’s los.“ Es gebe auch eine alternative Route, die für Rollstühle geeignet sei. Als Mindestalter empfiehlt Gräsing neun Jahre, bei jüngeren Kindern sollten die Eltern beim Führen der Tiere helfen. Die Mindestgruppengröße beträgt sechs Personen, für eine Alpaka- und Lamawanderung zahlt man rund 25 Euro pro Person. Eine Anmeldung ist unter der mobilen Nummer 01 76/55 76 69 92 möglich.

Andenkamele in Sulzbach Ganz ähnlich geht es bei den Andenkamelen in Sulzbach zu: Dort bietet Janina Schrader Wanderungen und Events mit Lamas an. Auch hier gilt es jedoch zu beachten, dass die Tiere keine Kuscheltiere sind: Wer mit einem Lama Freundschaft schließen will, wahrt einen gewissen Abstand. Auch zum Reiten eignen sich die Tiere nicht. „Ziel unserer Angebote ist es, Ihnen im Beisein der Tiere eine kleine Auszeit und ein unvergessliches Erlebnis zu schaffen“, schreibt Schrader auf ihrer Webseite. Sie bietet auch Lama-Patenschaften an: Im Gegenzug für die einjährige Zeit des Sponsorings bekommt ein Pate regelmäßig Fotos und Berichte über das Patentier nebst einem gerahmten Porträt mit Haarprobe. Mehr Information gibt es unter www.murrtal-andenkamele.de.