Der Piloten-Streik zwingt am Freitag über 800 Maschinen der Lufthansa auf den Boden. Betroffen sind laut der Airline nahezu ausschließlich die Kurz- und Mittelstrecken mit rund 100.000 Fluggästen.

Frankfurt/Main - Die Streikwelle der Piloten wird für die Lufthansa immer mehr zum Desaster: Sie musste für Freitag erneut hunderte Flüge streichen, 315.000 Passagiere mussten an den drei Streiktagen seit Mittwoch ihre Reisepläne ändern. Doch die Fronten blieben verhärtet, die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit lehnte eine Schlichtung weiterhin ab. Forderungen aus der CDU nach einer Zwangsschlichtung stießen auf breite Kritik.

 

Anders als in den Vortagen beschränkt sich der Streik am Freitag zwar auf die Lufthansa-Verbindungen in Deutschland und Europa. Dennoch müssen 830 Maschinen erneut am Boden bleiben. Auch auf der Langstrecke können nach Angaben der Lufthansa noch vereinzelt Flüge ausfallen - quasi als Nachwirkung der vorangegangenen Streiktage.

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Die Fluggesellschaft reservierte erneut tausende Hotelzimmer im Rhein-Main-Gebiet sowie in und um München. Zudem seien mit dem Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport Feldbetten aufgebaut worden für Passagiere, die aufgrund fehlender Visa nicht nach Deutschland einreisen dürfen.

Positionen liegen weit auseinander

Die Lufthansa forderte die Pilotengewerkschaft erneut zu einer Schlichtung des Streits um höhere Löhne auf. Allerdings liegen die Positionen weit auseinander. Cockpit verlangt rückwirkend ab Mai 2012 jährlich 3,66 Prozent mehr Geld. Durch den langen Zeitraum von fünf Jahren beläuft sich die Forderung insgesamt auf knapp 20 Prozent. Die Lufthansa bot zuletzt 2,5 Prozent mehr Gehalt - allerdings nicht für jedes Jahr.

Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg kritisierte erneut, dass diese Erhöhung „an anderer Stelle wieder kompensiert“ werden solle. „Das wäre dann eine Nullrunde“, sagte er den „RuhrNachrichten“. Beim Management sei bisher „nicht einmal die grundsätzliche Bereitschaft zu einer fairen Gehaltsanpassung zu erkennen“. Solange sich dies nicht ändere, habe eine Schlichtung „wenig Sinn“.

Ein Sprecher der Lufthansa wies darauf hin, dass die Piloten jedes Jahr automatisch eine Gehaltserhöhung von durchschnittlich drei Prozent bekommen. Der Begriff „Nullrunde“ treffe auf den einzelnen Piloten deshalb nicht zu. Das Ergebnis von Tarifverhandlungen würde demnach zu der automatischen Anhebung hinzukommen.

CDU fordert Gesetz zur Zwangsschlichtung

Angesichts des Dauer-Streiks forderte der CDU-Wirtschaftsflügel ein Gesetz zur Zwangsschlichtung von Tarifkämpfen. Nötig sei nun „dringend die Möglichkeit zur Zwangsschlichtung“, sagte Unionsfraktionsvize Michael Fuchs (CDU) der „Bild“ vom Donnerstag. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sei nun „gefordert, endlich entsprechend zu handeln“. Nahles’ Ministerium wies den Vorschlag zurück.

Eine gesetzliche Anordnung zu einer staatlichen Zwangsschlichtung würde massiv in die Tarifautonomie eingreifen und „in Konflikt mit der staatlichen Neutralitätspflicht bei Tarifstreitigkeiten“ stehen, sagte ein Sprecher.

Die Grünen-Politikerin Beate Müller-Gemmeke verteidigte das Streikrecht als „hohes Gut“. Den Gewerkschaften das Recht nehmen zu wollen, „auf Augenhöhe faire Tarifverträge“ zu verhandeln, sei „mehr als dreist“. Auch die Linken-Politikerin Jutta Krellmann erklärte, wer die Tarifbindung ernst nehme, könne keine „Zwangsgesetze“ verlangen, die das Grundrecht auf Streik