Zahlreiche Busse blieben am Donnerstag im Kreis Ludwigsburg stehen. Viele Fahrgäste sind jedoch auf diese angewiesen und entsprechend sauer. Einige zeigen aber auch Verständnis für die Streikenden.
Morgens herrscht meist reges Treiben am Busbahnhof in Ludwigsburg. Menschen eilen über die Straße, Busse fahren ein und aus, um Pendler und Schüler zu ihrer Arbeit oder in die Schule zu bringen. Doch an diesem Donnerstag ist es anders: Die Busfahrer dreier Unternehmen im Kreis streiken, ihre Busse bleiben stehen. Und dennoch warten einige Menschen am Omnibusbahnhof in Ludwigsburg und fragen sich, wie sie nun weiterkommen sollen. Der Streik hat viele überrascht.
Pendler in Ludwigsburg wurden überrascht
So auch den 60-jährigen Herrn Wagner, der aus Frankfurt mit dem Zug nach Ludwigsburg gereist ist, weil er in der Nähe einen Termin in einer Firma hat. Dass die Busfahrer in der Region streiken, wusste er nicht. Er kann es auch nicht nachvollziehen. „Die haben doch einen sicheren Job und sollen sich nicht beschweren“, sagt er empört. Zudem hätten die Busfahrer eine große Verantwortung, betont er, denn schließlich seien viele Menschen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen.
Die 30-jährige Karola teilt diese Meinung. Sie denkt vor allem an die Menschen, die kein eigenes Auto besitzen: „Die sind jetzt völlig aufgeschmissen.“ Für sie selbst ist der Streik weniger problematisch, da sie ihre Arbeit zu Fuß erreichen kann. Sie hätte aber gerne früher erfahren, dass keine Busse fahren. „In meiner App steht nichts vom Streik“, sagt sie und zeigt auf ihr Handy. Dort werden nach wie vor alle Verbindungen angezeigt. Grundsätzlich hat Karola jedoch Verständnis: „Das ist schließlich ihr gutes Recht.“ Ein Streik müsse wehtun, sonst würden sich Arbeitsbedingungen auch nicht ändern.
Das glaubt auch eine Studentin, die Verständnis für die Busfahrer zeigt:„Andere Branchen streiken immer wieder, warum also auch nicht die Busfahrer?“ Dass sie jetzt zu Fuß gehen muss, nimmt sie gelassen hin. Anders ergeht es einer Passantin, die einen Termin im Landratsamt Ludwigsburg wahrnehmen wollte und auf den Bus angewiesen ist. „Mist, jetzt komme ich zu spät“, ärgert sie sich.
Eltern müssen ihre Kinder von der Schule abholen
Die Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums in Marbach waren besser vorbereitet. Zur Mittagszeit wartete eine Gruppe von Fünftklässlern darauf, abgeholt zu werden. Normalerweise fahren sie mit dem Bus nach Hause, doch heute müssen die Eltern übernehmen.
Für einige bedeutet das viel Stress. Die 44-jährige Mutter der Familie Ehlert musste am Morgen später mit der Arbeit anfangen, um ihre Kinder vorher zur Schule zu fahren. Die Eltern drei weiterer Kinder konnten das nicht, deren Nachwuchs hat sie kurzerhand auch eingepackt. „Es nervt“, sagt sie. Zu häufig würde der Bus streiken. Erst im vergangenen Jahr seien Busse wegen eines Streiks ausgefallen. Ob der Streik gerechtfertigt sei, könne sie nicht beurteilen. „Wir sind aber die Leidtragenden“, stellt sie fest.
Weitere Streiks drohen, wenn es zu keiner Einigung kommt
Sih Hamit Seker, einer der 1500 Busfahrer, die dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi gefolgt sind, kann die Verärgerung der Pendler durchaus nachvollziehen. Verdi fordert neun Prozent mehr Lohn, 100 Euro zusätzliche Vergütung für Auszubildende sowie zwei zusätzliche Urlaubstage. Seker, Mitglied im Betriebsrat und der Tarifkommission, betont, dass sie weiter streiken wollen, sollte der Arbeitgeber nicht auf ihre Forderungen eingehen. Das tue ihm zwar leid für die vielen Menschen – um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, müssten seine Kollegen und er es aber in Kauf nehmen, dass der Bus eben einmal nicht fahre.
Auch wenn dann wieder Menschen wie Herr Wagner ratlos in Ludwigsburg stehen. Um noch rechtzeitig zu seinem Termin zu kommen, entschied er sich übrigens, das Taxi zu nehmen. Es bliebe ihm ja nichts anderes übrig.