Im Tarifstreit im Sozial- und Erziehungsdienst ruft die Gewerkschaft Verdi am Dienstag zu Streiks auf. Zumindest eine große Kommune im Rems-Murr-Kreis geht davon aus, dass zahlreiche Kitas nicht einsatzbereit sein werden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Eltern in der Region Stuttgart müssen an diesem Dienstag mit geschlossenen Kitas und Betreuungseinrichtungen rechnen. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst zu einem ganztägigen Warnstreik aufgefordert. Der Aufruf gilt auch für alle Städte und Gemeinden des Rems-Murr-Kreises sowie das Waiblinger Landratsamt.

 

Dort geht man davon aus, dass lediglich die zwei unter Regie des Kreises geführten Kitas für Kinder mit Behinderung betroffen sein werden, diese aber einsatzfähig gehalten werden können. Einen Überblick darüber, welche Kommunen in welchem Umfang betroffen sein werden, gibt es nicht.

Waiblingen wird es wohl hart treffen

Waiblingen indes wird es wohl vergleichsweise hart treffen. Dort hatte die Stadtverwaltung die Eltern bereits Mitte vergangener Woche in Briefen vorgewarnt. Man könne „nicht ausschließen, dass uns in diesem Jahr das Aufrechterhalten der Notbetreuung vor größere Herausforderungen stellt als zuvor“, hieß es in dem Schreiben. Wegen der Coronapandemie habe man schließlich auch an einem Streiktag alle erforderlichen Infektionsschutzmaßnahmen zu beachten – was zusätzlich zu Engpässen führen könne. Am Freitag dann wurde das voraussichtliche Ausmaß bekannt. Demnach müssen wohl zehn Kindertagesstätten komplett geschlossen werden, nur in vieren könne ein kompletter Betrieb gewährleistet werden, in drei Einrichtungen wird es wahrscheinlich zumindest einen Notbetrieb geben.

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Auch in der Nachbarstadt Fellbach rechnet man mit Beeinträchtigungen – jedoch bei weitem nicht mit so gravierenden. Laut der Stadtsprecherin Sabine Laartz wird vermutlich in einer städtischen Einrichtung auf eine Notbetreuung reduziert werden müssen. Vorhersagen, wie es genau kommen wird, könne man natürlich nicht. Die Stadt sei aber in Kontakt mit den Elternbeiräten der Betreuungseinrichtungen, über die auch kurzfristig Informationen weitergegeben werden könnten.

Die Tarifverhandlungen zwischen Verdi und den kommunalen Arbeitgebern waren nach dem Auftakt am 25. Februar ergebnislos abgebrochen worden. Verdi fordert neben einer besseren finanziellen Anerkennung der Arbeit auch Verbesserungen der Arbeitsbedingungen sowie Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.

Hauptstreikaktionen am Frauentag

Bereits am Montag legten laut Verdi-Angaben Beschäftigte in Geislingen an der Steige und in Esslingen die Arbeit nieder. Doch als Hauptstreiktag wurde ganz bewusst der 8. März gewählt, da dieser als Internationaler Frauentag begangen und der weit überwiegende Teil der Jobs im Sozial- und Erziehungsdienst von Frauen erledigt wird.

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Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass Frauen in Sachen Lohn nach wie vor benachteiligt seien. Im Rems-Murr-Kreis verdienten diese aktuell 16 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Während der mittlere Verdienst von Männern bei 3841 Euro pro Monat liege, kämen Frauen lediglich auf 3 230 Euro, so die NGG-Region Stuttgart unter Berufung auf Zahlen der Arbeitsagentur.