Mehr als 200 kommunale Kindertagesstätten bleiben an diesem Donnerstag in Baden-Württemberg wegen des Warnstreiks geschlossen.

Stuttgart - Mehr als 200 kommunale Kindertagesstätten im Südwesten sind am Donnerstag wegen Warnstreiks im öffentlichen Dienst geschlossen geblieben. Im Streit um mehr Geld gingen Erzieherinnen und Sozialarbeiter in Stuttgart zu Tausenden auf die Straße, wie die Gewerkschaft Verdi und die Polizei mitteilten. Auch in Karlsruhe und Heilbronn legten Beschäftigte die Arbeit nieder. Die Betroffenen treten für eine neue Eingruppierung ihrer Tätigkeit ein, die ihnen ein Einkommensplus von zehn Prozent bringen würde. Die Tarifverhandlungen mit den kommunalen Arbeitgebern werden am Montag in Münster fortgesetzt.

 

„Die Forderungen halten wir für vollkommen unrealistisch“, hatte der Geschäftsführer der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA), Hartmut Matiaske, nach der ersten Tarifrunde im Februar erklärt. Erzieher im öffentlichen Dienst erhielten bereits höhere Gehälter als andere Berufsgruppen mit vergleichbarer Ausbildung. Nach den Worten von Stuttgarts Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (Grüne) würde es allein die Landeshauptstadt mehr als 20 Millionen Euro zusätzlich im Jahr kosten, die Forderung zu erfüllen.

Die Elternvertreter der Kitas im Südwesten fordern ein Entgegenkommen der Arbeitgeber. „Die Forderungen der Erzieherinnen sind angesichts der gestiegenen Herausforderungen berechtigt“, sagte Markus Kürschner der Deutschen Presse-Agentur in Sindelfingen. Die Kitas hätten sich von Aufbewahrungsanstalten zu Erziehungseinrichtungen entwickelt. Zu den Aufgaben der Erzieherinnen fielen Projektarbeit, Sprachförderung, Beobachtung und Entwicklungsberichte. „Es wird nicht mehr den ganzen Tag gesandelt.“ Die Ausstände der Erzieherinnen seien verständlich.

„Seit 40 Jahren wird von Erzieherinnen immer mehr Verantwortung verlangt, ohne dafür richtig entlohnt zu werden“, beklagte eine Stuttgarterin, die seit Jahrzehnten eine Kita in der Region leitet. Für die Kinder sei sie Pädagogin und Psychologin, Ärztin und Vertraute in einer Person. So viele Aufgaben hätte ihr Beruf noch nie verlangt, sagte sie bei einer Kundgebung in Stuttgart.

Für die Betreuung von Kindern bis 14 Jahren gibt es allein in der Landeshauptstadt mehr als 500 Tageseinrichtungen in städtischer und freier Trägerschaft. Fast alle der 187 städtischen Einrichtungen waren von den Warnstreiks betroffen. Aber auch Beratungsstellen und verschiedene soziale Einrichtungen hätten sich beteiligt, sagte ein Verdi-Sprecher. Allerdings fielen dort lediglich Termine aus.

In Karlsruhe waren laut Verdi 45 Einrichtungen, alle kommunalen Kitas und die meisten Horte geschlossen. In der Region Heilbronn sowie den Städten Neckarsulm und Crailsheim wurden 42 Einrichtungen bestreikt, 30 waren zu. In beiden Städten gingen jeweils rund 300 Erzieherinnen und Sozialarbeiter auf die Straße.

Bereits am Mittwoch waren im Raum Reutlingen und Tübingen rund 100 städtische Einrichtungen von den Ausständen betroffen. In Ulm und Aalen (Ostalbkreis) wurden für Freitag Warnstreiks angekündigt.