Das Fitnessstudio Pure verlässt das Kornwestheimer Salamander-Areal im Streit, Kunden werden nach Ludwigsburg verwiesen. Der Mietvertrag sollte eigentlich noch sechs Jahre laufen.

Kornwestheim - Die Immovation AG, der das Kornwestheimer Salamander-Areal gehört, umwirbt mögliche neue Mieter im Internet mit einem gerade entstehenden Lebensmittelmarkt, „der Sie mit den Artikeln des täglichen Bedarfs versorgt“. Und wer sich fit halten wolle, „findet bei Pure-Fitness ein modernes Angebot direkt auf dem Areal“. Dazu die S-Bahn nur ein paar Laufminuten entfernt – was kann sich ein künftiger Mieter oder Käufer mehr wünschen? Doch das Fitnessstudio Pure, das erst vor vier Jahren aufgemacht und derzeit 1700 Mitglieder hat, hat Anfang dieser Woche geschlossen.

 

Der Hintergrund ist ein Streit zwischen Pure und Immovation, der wohl noch gerichtlich ausgetragen wird. Der Leiter des Fitnessstudios, Dieter Schmolke, und der Geschäftsführer Kristof Pütter sehen keine Basis mehr für eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung und haben fristlos gekündigt. Das Kasseler Unternehmen Immovation bestätigte den Eingang der Kündigung des Vertrages, der zehn Jahre laufen sollte. Eine langfristige Zusammenarbeit sei ihnen wichtig gewesen, sagt Pütter. Schließlich verlöre ein Fitnessstudio auch einen Teil seiner Reputation, wenn es schon nach so kurzer Zeit wieder einen Standort verlässt: Die Mitglieder binden sich auf zwei Jahre mit einem Abo an ihren Anbieter. Dafür konnten sie von morgens bis abends etwas für ihre Fitness tun, von montags bis sonntags. Jetzt werden sie nach Ludwigsburg tingeln müssen, um das dortige, erst in diesem Monat eröffnete, Pure-Studio zu besuchen.

Das Parken für Kunden wurde teuer

„Wer einen Vertrag hat, kann natürlich dort weiter unser Angebot nutzen“, versichert Pütter. Gedacht sei das Ludwigsburger Studio, das auf dem Kolb-Areal aufgemacht hat, allerdings nicht als Ersatz für das Kornwestheimer. Pütter und Schmolke versuchen, neue Geschäftsräume in Kornwestheim aufzutun.

Den Kunden sind die schlechten Nachrichten bereits zugegangen – und Pütter glaubt, dass sie Verständnis aufbringen werden für die Situation der Studiobetreiber. Zumal sie hautnah miterlebt hätten, was den Stein ins Rollen brachte: Die Baustelle auf dem Salamander-Areal direkt vor der Eingangstür zu Pure. Der schmale Zugang, der blieb, wäre noch kein Kündigungsgrund gewesen. Schlimmer sei, klagt Pütter, dass, bevor der Bauzaun gezogen wurde, nicht mit den Mietern geredet worden sei. Ihm zufolge sei eines Morgens im vergangenen Herbst plötzlich ein Großteil der Parkplätze abgesperrt gewesen.

Dann wurden die verbliebenen Parkplätze von heute auf morgen kostenpflichtig gemacht, was für Unzufriedenheit bei den Studiobesuchern sorgte. „Das mag okay sein, wenn man hier einmal shoppen gehen will, aber unsere Kunden, täglich 150 bis 200, kommen teils dreimal die Woche und für mehrere Stunden, das wird dann teuer“, sagt Pütter. Um die Kosten zu vermeiden, hätten viele ihr Auto rund ums Salamander-Areal abgestellt – zum Unmut der Anwohner.

Teilweise bröckelt Putz von der Wand

Inzwischen geht es um viel mehr. Die Gesamtsituation sei untragbar. „Sonst würden wir das hier, unser Pilotprojekt, unser Baby, nicht aufgeben“, sagt Schmolke. Aber manchmal müsse man das Herz aus- und den Kopf einschalten. Er und Pütter werfen Immovation neben Unstimmigkeiten bei den Nebenkostenabrechnungen und mangelnder Kommunikation auch vor, sich nicht genügend um das Gebäude zu kümmern. Tatsächlich bröckelt im Treppenhaus der Putz von der Wand, wurde an vielen Stellen nur notdürftig ausgebessert.

Erst nach Betreten des Studios sieht alles schnieke aus. „Wir sind ein Premium-Studio“, ärgert sich Pütter, „unser Eingangsbereich sieht aber nicht so aus.“ Von Immovation ist auf Anfrage nur zu hören: „Schwebendes Verfahren“. Das Unternehmen behält sich vor, selbst gerichtlich gegen die Kündigung vorzugehen.