Wie groß ist die Schnittmenge der AfD mit der rechtsextremen französischen Partei Front National? In der Alternative für Deutschland gibt es dazu unterschiedliche Ansichten. Die Partei von Le Pen zeigt sich offen für eine Zusammenarbeit.

Berlin - Der stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland ist gegen eine enge Zusammenarbeit seiner Partei mit der französischen Rechtsaußen-Partei Front National (FN). „Ich würde es zum Beispiel nicht für sinnvoll halten, jetzt ein symbolträchtiges Treffen zwischen (den Parteichefinnen) Marine Le Pen und Frauke Petry zu organisieren“, sagte Gauland der Deutschen Presse-Agentur.

 

Die Front National bemüht sich um ein bürgerliches Image, hat ihre Positionen im Vergleich zur Zeit des Parteigründers Jean-Marie Le Pen aber kaum verändert. Der Vater der Parteichefin wurde mehrfach wegen Anstiftung zum Rassenhass und Leugnung von Nazi-Verbrechen verurteilt; er wurde von seiner Tochter aus der FN gedrängt. Sie hat gute Chancen, bei der Präsidentenwahl 2017 in die Stichwahl zu kommen. Nach eigenen Angaben hat die Partei rund 83 000 „Mitglieder und Unterstützer“. Selbst sieht sich die FN als Bewegung, nicht als Partei.

Der FN-Delegationsleiter im Europaparlament, Edouard Ferrand, sagte dem „Spiegel“, er wolle AfD-Chefin Petry nicht nur zu einem Gespräch mit Le Pen einladen, sondern auch zum Besuch des nächsten Parteitages.

Zusammenarbeit mit dem Front National oder nicht?

Der bayerische AfD-Landeschef Petr Bystron forderte seine Partei auf, enger mit der FN zusammenzuarbeiten. Er sagte dem „Spiegel“: „Selbstverständlich sollten AfD-Vertreter wie Frauke Petry den Front National treffen und gemeinsame Schnittmengen erkunden.“

Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Parteien sieht auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Joachim Poß. „Beide Parteien wüten und hetzen, ohne den Menschen in Europa realitätstüchtige und demokratische Lösungen für die anstehenden Probleme zu bieten“, sagte er dem „Handelsblatt“.

Gauland sieht das anders. Er sagte, eine Zusammenarbeit mit Le Pen im Europäischen Parlament sei für die AfD kein Problem, weil beide Parteien für ein „Europa der souveränen Vaterländer“ einträten. Das „innenpolitische Gesicht“ der französischen Partei sehe jedoch ganz anders aus als das der AfD. „Bis vor kurzem war der Front National auch antisemitisch“, fügte er hinzu.

Der EU-Abgeordnete Marcus Pretzell hatte sich nach seinem Ausschluss aus der konservativen EKR-Fraktion Anfang Mai der rechten EFN-Fraktion im Europäischen Parlament angeschlossen. Dieser Fraktion gehören neben der österreichischen FPÖ auch die italienische Lega Nord, die Front National und die niederländische PVV von Geert Wilders an. Die zweite AfD-Abgeordnete im Europäischen Parlament, Beatrix von Storch, wurde Mitglied der EFDD-Fraktion des britischen Rechtspopulisten Nigel Farage (Ukip).