Martin Georg Cohn verteidigt seine Privatisierungsidee. Das Echo ist zwiespältig.

Leonberg - „Wir werden uns die Stadthalle auf keinen Fall aus der Hand nehmen lassen.“ Mit dieser Klarstellung reagiert Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) auf Befürchtungen, dass im Fall einer Privatisierung die Stadt den direkten Zugriff auf ihren Hauptveranstaltungsort riskieren würde.

 

Cohn hatte am Dienstagabend bei der Präsentation des städtischen Haushalts 2020 im Gemeinderat erklärt, dass angesichts eines jährlichen Millionen-Defizits aus dem Veranstaltungs- und Kongressbetrieb über neue Wege nachgedacht werden müsse. Ihm schwebt vor, das Gebäude, das stark sanierungsbedürftig ist, abzureißen. Ein Investor könne dann ein Kongresszentrum bauen, „das in der Region Stuttgart auf dem allerneusten Stand ist.“ Um weiterhin Herr im Hause zu sein, könne die Stadt eine neue Halle zurückmieten.

Restaurantpächter sollen bleiben

Im Gespräch mit unserer Zeitung erwägt der OB einen Pachtvertrag oder sogar einen Rückkauf der eigentlichen Halle. „Unser Zugriff muss in jedem Fall grundbuchrechtlich abgesichert sein. Es muss eine Win-win-Situation sein, für einen möglichen Investor und für die Stadt.“

Mit den Pächtern des Stadthallen-Restaurants Corfu Palace hat der Oberbürgermeister am späten Dienstagabend noch ein Gespräch geführt. „Es ist unsere Bedingung, dass sie auch in einem Neubau die Gastronomie betreiben“, sagt Cohn.

Neuer Stadthallenmanager gefunden

Am Dienstagabend wurde im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung die Stelle eines Veranstaltungsmamanagers besetzt, der sowohl die Stadthalle als auch den Spitalhof in Schwung bringen soll. Der OB hält das für keinen Widerspruch: „Unser Manager kann sich ganz aktiv bei den Gedanken für eine neue Halle einbringen.“

Eine Logik, der sich nicht alle im Gemeinderat anschließen können. „Wir sollten erst einmal ein, zwei Jahre schauen, was der neue Manager bewegen kann“, sagt Axel Röckle, der Fraktionschef der Freien Wähler. „Anhand dieser Erkenntnisse kann man dann die Planung ausrichten.“ Über die Wirtschaftlichkeit des Hallenbetriebes müsse aber geredet werden.

Neuer Manager muss Chance haben

Ähnlich sieht es Elke Staubach: „Darüber nachzudenken, die jetzige Halle abzureißen und gleichzeitig die Stelle des Hallenmanagers zu besetzen, das passt nicht zusammen“, sagt die Vorsitzende der CDU-Fraktion. „Er muss doch die Chance haben, den Betrieb neu aufzustellen.“ Außerdem würde das bedeuten, dass der „unschöne Zustand“ des Vorplatzes weiterhin nicht verbessert werde.

Bestätigt fühlt sich hingegen Bernd Murschel. „Wir sagen schon seit Jahren, dass wir uns die Stadthalle in dieser Form nicht mehr leisten können“, sagt der Chef der Grünen-Fraktion. „Wir haben ja viele Versuche unternommen, das Defizit zu deckeln. Aber nichts hat funktioniert. Deshalb ist der Grundgedanke des Oberbürgermeisters sehr einleuchtend.“

„Brauchen gute Stube“

Für Ottmar Pfitzenmaier kommt Cohns Vorschlag nicht überraschend: „Der Oberbürgermeister, übrigens auch sein Vorgänger, hatte den Auftrag, Wege zu finden, um das Defizit zu bremsen.“ Unabhängig davon will der SPD-Fraktionschef abwarten, was der neue Veranstaltungsmanager bringt. Parallel dazu könne eine Privatisierung geprüft werden. „Wichtig ist, dass wir auch in Zukunft ein Gebäude mit Stadthallen-Funktion haben. Wir brauchen eine gute Stube.“