Die russische Regierung hat vier deutsche Diplomaten zum Verlassen des Landes aufgefordert. Auch aus vielen anderen Ländern müssen Diplomaten Russland verlassen.

Moskau/Berlin - Im diplomatischen Schlagabtausch um den Giftanschlag auf Ex-Doppelagent Sergej Skripal hat Russland gegenüber dem Westen zurückgeschlagen. Nach der Ausweisung zahlreicher russischer Diplomaten aus EU-Staaten ordnete das Außenministerium in Moskau am Freitag seinerseits die Ausreise von Gesandten aus 23 Staaten an. Darunter sind auch vier Deutsche, wie das Auswärtige Amt mitteilte. Großbritannien muss sein Personal in Russland weiter reduzieren.

 

Die Ausweisungswelle hat ein Ausmaß erreicht, das es so nicht einmal in den schwierigsten Zeiten des Kalten Krieges gegeben hat. Hintergrund ist die Vergiftung des in England lebenden, ehemaligen russischen Geheimagenten Skripal und dessen Tochter Anfang März. Großbritannien wirft Russland vor, dafür verantwortlich zu sein. Moskau bestreitet das.

Die USA, mehrere EU-Staaten und die Nato ordneten aus Solidarität mit Großbritannien diese Woche die Ausweisung von mehr als 150 russischen Diplomaten an. Russland kündigte daraufhin an, die gleiche Zahl aus den jeweiligen Ländern zur Ausreise aufzufordern.

Botschaftern in Moskau Protestnote überreicht

Den Botschaftern aus 23 Staaten wurde dann am Freitag im Außenministerium in Moskau eine Protestnote überreicht und mitgeteilt, wie viele Diplomaten das Land verlassen müssten. Neben zahlreichen EU-Staaten, Kanada und Australien zählten dazu unter anderem auch Mazedonien, Albanien und die Republik Moldau. Die USA waren bereits am Donnerstag aufgefordert worden, 60 Diplomaten abzuziehen. Bundesaußenminister Heiko Maas erklärte, Deutschland sei von der Reaktion Russlands nicht überrascht. Man sei aber weiter zum Dialog bereit.

Großbritannien wurde von Russland aufgefordert, die Zahl seines diplomatischen Personals im Land auf dieselbe Zahl zu reduzieren, wie Russland in Großbritannien hat. Wie viele damit genau gehen sollen, war zunächst nicht völlig klar. Großbritannien hatte bereits Mitte des Monats 23 russische Diplomaten ausgewiesen, was nach Angaben von Botschafter Alexander Jakowenko einer Reduzierung von 40 Prozent des russischen Personals entsprach. Das würde bedeuten, dass noch etwas mehr als 30 russische Diplomaten in Großbritannien sind und die Briten ebenfalls auf diese Zahl reduzieren müssten.

Russland weist Verdächtigungen zurück

Das russische Außenministerium wies die Verdächtigungen, Moskau stecke hinter dem Giftanschlag, einmal mehr als „provokativ und unbegründet“ zurück. Die britische Regierung habe zudem „die Ausweisung russischer Diplomaten aus verschiedenen Ländern ohne Grund“ angestiftet. Die britischen Diplomaten hätten einen Monat Zeit, Russland zu verlassen.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Russland habe den diplomatischen Krieg nicht angefangen und sei weiter zu guten Beziehungen bereit. Er forderte eine unabhängige und objektive Untersuchung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen.

Ein Sprecher des britischen Außenministerium bekräftigte hingegen die Vorwürfe im Fall Skripal. „Russland missachtet offenkundig das Völkerrecht und die Chemiewaffenkonvention und die Aktionen von Ländern aus aller Welt haben gezeigt, wie groß die internationale Sorge ist.“

Die Skripals überlebten den Giftanschlag und werden seitdem medizinisch behandelt. Die 33-jährige Tochter Julia befindet sich mittlerweile in stabilem Zustand, wie das Krankenhaus am Donnerstag mitteilte. Ihr 66-jähriger Vater ist immer noch in kritischem Zustand.