Es gibt vernünftige Gründe, den Familiennachzug für Flüchtlinge einzuschränken, die nur einen behelfsmäßigen Schutzstatus genießen. Die Pläne des Bundesinnenministers Horst Seehofer mögen im Einzelfall hart erscheinen, inhuman sind sie nicht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Wer würde es Flüchtlingen verdenken, dass sie Frau, Kinder oder Eltern gerne nach Deutschland holen würden, statt sie irgendwann in der zerbombten Heimat oder in einem türkischen Lager wieder zu treffen? So legitim solche Wünsche sind, so begründet sind aber auch die Einwände gegen allzu großzügige Regeln für diese Art von Familienzusammenführung. Welche Rolle die Schlepperkriminalität dabei spielt, mag unbeachtet bleiben. Fakt ist: der Zuzug neuer Flüchtlinge bewegt sich auch heute noch auf einem Niveau, das Kommunen, Schulen und Sozialkassen strapaziert. Auf Dauer wird es schwer zu verkraften sein, wenn Deutschland jährlich eine Großstadt von Syrern, Irakern und Afghanen zuwächst.

 

Die Menschen, um die es geht, sind weder asylberechtigt noch schutzbedürftig im Sinne der Genfer Konvention. Die EU hat für solche Härtefälle eigens einen Status geschaffen, der allerdings Beschränkungen unterliegt. Nur in Deutschland wurde der Familiennachzug vorübergehend auch ihnen ermöglicht – wegen eines politischen Kuhhandels. Es ist vernünftig, dies den limitierten Möglichkeiten der Hilfe anzupassen. Künftig soll auch eine Rolle spielen, ob die Angehörigen schon sicher leben oder gefährdet sind und wie die Integrationsperspektiven aussehen. Das mag im Einzelfall hart erscheinen, inhuman ist es nicht.