Eine Impfaktion an einem Gymnasium im Landkreis München ist nach heftiger Kritik geplatzt. Das Ärzteteam, das der Schule die Impfung angeboten hatte, zog das Angebot zurück. Wie kam es dazu?

München - (dpa) Für Schülerinnen und Schüler des Feodor-Lynen-Gymnasiums Planegg bei München wäre es am Freitag soweit gewesen: Nach Monaten des Wartens hätten sie endlich die Erstimpfung gegen das Corona-Virus erhalten und damit die Aussicht auf ersehnte Lockerungen. Doch Impfstoff ist immer noch rar und so gab es erregte Debatten. Warum die Jungen und nicht die vielen Älteren und Kranken, die immer noch auf einen Termin warten? Nun ist die Impfaktion in Planegg geplatzt. Aufgrund der öffentlichen Diskussion habe die Gemeinschaftspraxis ihr Angebot zur Impfung der Jugendlichen zurückgezogen, teilte das Gymnasium Planegg im Landkreis München am Dienstagabend mit.

 

Der Landrat hatte protestiert

„Wir bedauern das, können aber die Entscheidung nachvollziehen“, sagte Schulleiter Matthias Spohrer. Deutliche Kritik war zuvor von dem Münchner Landrat Christoph Göbel (CSU) gekommen. Er hatte im Umgang mit Impfungen mehr Verantwortungsbewusstsein und Sensibilität gefordert. Auch wenn die Rechtslage ein Schlupfloch biete und für die Aktion kein Impfstoff aus dem Kontingent des Landkreises München zum Einsatz komme, sollten Mediziner den Impfstoff für diejenigen bereit halten, die ihn am nötigsten brauchen.

Das Ärzteteam war auf die Schule zugekommen. Die Biontech-Impfdosen waren ihrer Praxis regulär zugeteilt worden. Die priorisierten Patienten des Ärzteteams wurden nach Angaben des Schulleiters gegenüber dem Bayrischen Rundfunk aber alle geimpft. So sei der Vorschlag entstanden, die Jugendlichen am Planegger Gymnasium zu impfen, da im Laufe der Woche in Bayern die Priorisierung für alle Impfstoffe außerhalb der Impfzentren aufgehoben werden soll.

Gerade bei Jugendlichen ist die Inzidenz am höchsten

Göbel sagte, er könne den Wunsch von Eltern und Schülern nachvollziehen, schnell zu einem halbwegs normalen Schul- und Alltagsleben zurückzukehren. „Ich kann jedoch niemandem vermitteln, dass gesunde Jugendliche geimpft werden, wenn ich noch eine Vielzahl vulnerabler Personen auf der Warteliste habe.“ Das Landratsamt erhalte viele Bürgereingaben.

Dabei hatte sogar Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kürzlich vorgeschlagen, auch Jugendliche ab 16 Jahren vermehrt zu impfen, da gerade bei ihnen die Inzidenz am höchsten sei. In Bayern ist der Weg dafür frei: Von diesem Donnerstag an dürfen Hausärzte Patienten unabhängig von der Impfreihenfolge mit sämtlichen Corona-Impfstoffen impfen dürfen. Auch Jugendliche ab 16 können sich dann von einem Hausarzt impfen lassen, allerdings momentan nur mit dem Impfstoff der Firma Biontech. Bei Kindern ab 12 Jahren sei mit einer Zulassung für das Vakzin von Biontech im Laufe des Juni zu rechnen, sagte ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums. „Wir bereiten uns intensiv darauf vor, hierfür ein Konzept zu erarbeiten.“

Bis zum Ende der Sommerferien kommt die Jugend dran

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Dienstag bekräftigt, dass den 12- bis 18-Jährigen bis zum Ende der Sommerferien in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden soll.