Schlensog erklärt: „Ich habe Herrn Nopper nur zitiert“
Am Dienstag hat Schlensog klargestellt, dass er „nichts gegen Nopper“ habe. Nach seiner Wahl sei der OB in einem Fernsehinterview gefragt worden, worauf er sich in seinem neuen Amt am meisten freue. Darauf habe dieser gesagt, auf den Fassanstich beim Volksfest. „Ich habe ihn nur zitiert“, sagt Schlensog. Gern würde er sich direkt mit dem Rathauschef austauschen. Vom Verlauf des Gesprächs hänge es ab, ob er sich für den Satz mit dem Fass entschuldigen werde.
Beim Streit um den Schlossplatz geht es freilich um mehr als um gegenseitige Attacken der Protagonisten. Laut Finanzministerium steht bereits seit vergangenem November fest, dass beide Großveranstaltungen auf dem Schlossplatz stattfinden können. Der Ehrenhof jedoch soll den Jazz Open vorbehalten sein. Alle Seiten hätten diesem Kompromiss zugestimmt, von dem die Stadt nun nichts mehr wissen wolle.
Drei neue Vorschläge von Andreas Kroll
Andreas Kroll, der Geschäftsführer von in.Stuttgart, steht allerdings auch unter Druck der Uefa, die verlangt, Fußballbegeisterung aus der Innenstadt in die Stadien zu transportieren. Der Union der europäischen Fußballverbände habe er bereits vor einem Jahr das Fanfest in der City versprochen, das man deshalb nicht auf den Cannstatter Wasen verlegen könne. Kroll bringt im Gespräch mit unserer Redaktion drei Alternativstandorte für die Jazz Open ins Gespräch: das Schloss Solitude, den Schlossgarten beim Eckensee sowie die Mercedes-Benz-Arena.
Jürgen Schlensog hält alle drei Vorschläge für nicht machbar. „Im Schlossgarten gibt es keine Zufahrt für 40-Tonner“, sagt er, „die Solitude hat weichen, abschüssigen Grund, ist deshalb mit unserem Set-up unbespielbar.“ Zudem seien die Jazz Open ein City-Festival. Deshalb komme auch ein Stadion, in dem 40 000 Platz fänden, nicht infrage.
Gemeinderat zahlt 38,4 Millionen Euro für die Fußball-EM
Der Promoter trifft sich an diesem Mittwoch mit Andreas Kroll im Finanzministerium und hofft, dass man nach der klaren Aussage des Landes, das Musikfestival sei für den Ehrenhof gesetzt, weil seit Monaten bereits so vereinbart, nun doch noch eine Lösung für einen tragfähigen Kompromiss finden könne, mit dem die in.Stuttgart für das Fanfest gut leben könne. Der Stuttgarter Gemeinderat hat im vergangenen Oktober beschlossen, 38,4 Millionen Euro aus der Stadtkasse beizusteuern, damit vier Gruppenspiele und ein Viertelfinalspiel in der Mercedes-Benz-Arena stattfinden können.
Im Host City Konzept für die EM, das unserer Redaktion vorliegt, steht, dass auf dem Schlossplatz, im Bereich zwischen Planie, Bolz- und Königstraße, auf der Landesfläche in einem eingezäunten Bereich ein Public Viewing für etwa 25 000 Besucherinnen und Besucher erstellt werden soll mit vier Zugängen. Neben drei großen Leinwänden (eine im Innenhof des Schlosses, zwei an der Jubiläumssäule) soll im Ehrenhof eine Bühne errichtet werden, auf der Bands an spielfreien EM-Tagen auftreten könnten und es Interviews geben sollte. Die Bühne würde etwa dort stehen, wo auch die Jazz Open ihre Bühne aufbaut. Eine Doppelnutzung wäre deshalb möglich.
Auch auf dem Schillerplatz soll gefeiert werden
Die Tribüne des Festivals könnte das EM-Publikum nutzen, und im hinteren Bereich könnte das restliche Publikum vor den beiden anderen Leinwänden im Gras sitzen. Das Fanfest soll sich nicht nur auf den Schlossplatz beschränken, auf dem Schillerplatz zum Beispiel sind Lauben mit kulinarischen Spezialitäten aus der Region geplant.
Daten und Fakten zum Streit um den Schlossplatz
Stuttgart-Spiele
Bei der Fußball-EM 2024 finden fünf Spiele in Stuttgart statt: am 16. Juni, 19. Juni, 23. Juni, 26. Juni sowie am 5. Juli das Viertelfinale. In dieser Zeit sowie beim Halbfinale am 9. und 7. Juli sowie beim Finale am 14. Juli sollen die Spiele auf dem Schlossplatz übertragen werden.
Jazz Open
Das erste Konzert des Festivals, das 2024 den 30. Geburtstag feiert, findet am 16. Juli auf dem Schlossplatz statt. Am 6. Juli, am Tag nach dem Viertelfinale, muss der Aufbau der Tribüne beginnen. Der Ehrenhof würde dann nicht mehr dem Fußballfest zur Verfügung stehen.
Kompromiss
Das Land will als Vermieterin des Schlossplatzes sowohl das Fanfest als auch die Jazz Open ermöglichen. Nach dem Viertelfinale würde ein Teil des Platzes für den Fußball wegfallen, nämlich hinter der Eisenkette von Hirsch und Greif mit einem Streifen, der frei bleiben soll.