Streit um Gäubahn geht weiter Verkehrsclub zweifelt Bahnzahlen an

Wie oft muss die Gäubahnstrecke durch den Stuttgarter Westen als Ausweichstrecke herhalten, wenn die S-Bahn den Tunnel zwischen City und Vaihingen nicht nutzen kann? Der Verkehrsclub Deutschland fordert von der Bahn, Zahlen offenzulegen.
Stuttgart - Wie oft ist die Gäubahn als Umfahrung bei einer blockierten Stammstrecke die letzte Rettung für in Stuttgart gestrandete S-Bahnen? Man könne nur von zehn bis 20 derartigen Fällen reden, eher nur von zehn, hatte Florian Bitzer von der Stuttgart-21-Projektgesellschaft jüngst in einer Ausschusssitzung gesagt. Damit korrigierte Bitzer die 120 Fälle, die zuvor in einer Landtagsdrucksache genannt worden waren. Auf sie hatten sich Gerhard Heimerl, geistiger Vater des Projekts Stuttgart 21, und der Mobilitätsberater Klaus Amler in einem Interview der Stuttgarter Zeitung bezogen. Sie fordern ein Ausweichkonzept und denken an einen unterirdischen Ergänzungshalt am S-21-Tiefbahnhof, denn kurz bevor S 21 Ende 2025 in Betrieb gehen wird, wird die Gäubahn in Richtung Innenstadt gekappt.
VCD wertet Daten selbst aus
Zu den Gäubahn-Zahlen will es der Verkehrsclub Deutschland (VCD) nun genau wissen. Er plädiert, für den Erhalt der Strecke bis zum Kopfbahnhof, um bei Störfällen abhelfen zu können. Das sei bautechnisch mit vergleichbar geringem Aufwand möglich. Die bisher genannten Zahlen hält er für widersprüchlich.
Der Kreisverband des VCD hat deshalb eine eigene Auswertung vorgenommen und dazu die durch den Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) verbreiteten Störungsmeldungen durchforstet. 2019 hätten sich 35 gezeigt, in diesem Jahr bereits 20. Im Mittel sei die S-Bahn an jedem zehnten Tag von einer Störung betroffen. „Das liegt deutlich über den von der Deutschen Bahn genannten Zahlen“, so der Verkehrsclub, auch in den Vorjahren hätten die Zahlen die von Bitzer genannten „eher zehn“ überschritten. In den letzten drei Jahren habe man über 70 Störungen erfasst, was belege, dass es „eindeutig weiteren Bedarf für redundante und für die Fahrgäste annehmbare Ausweichkonzepte“ gebe. Der Verkehrsclub fordert, dass die Bahn Daten zur Nutzung der Gäubahn durch die S-Bahn offenlege, die großen Widersprüche bezüglich der Zahlen seien nicht ausgeräumt. Die Bahn solle Transparenz schaffen und die in der Landtagsdrucksache genannten 120 Fälle aufschlüsseln.
Konzept für Notfall gefordert
Beim S 21 soll der Fildertunnel von der City zum Flughafen als Ausweichstrecke für die S-Bahn dienen. Sie wird aber mangels Anschluss vom Flughafen aus wohl nicht vor 2030 nach Vaihingen und dann weiter nach Süden fahren können. Außerdem ist nun durch den Berliner Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger ein völlig neuer Tunnel von Rohr zum Flughafen-Fernbahnhof im Gespräch. Auf diesem Weg aber ließen sich mit der umgeleiteten S-Bahn auf den Fildern keine Orte erreichen, merkt der VCD an. Die Deutsche Bahn solle daher eine „erste Einschätzung“ liefern, „was bei der Planung zu berücksichtigen wäre“.
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