Mit seinem Kreuz-Erlass für bayerische Behörden hat Ministerpräsident Markus Söder bundesweit Lob, aber auch viel Kritik auf sich gezogen. Nun lädt er zu einem Runden Tisch, um über Kultur und Identität zu sprechen. Auch Kritiker sollen kommen.

München - Nach dem Wirbel um die neue Kreuz-Pflicht in bayerischen Behörden plant Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nun einen runden Tisch zu Werten, Kultur und Identität des Landes. „Natürlich haben wir eine klare Haltung, aber wir sind offen für das Gespräch“, sagte Söder in München. „Das soll mit einem großen Runden Tisch erfolgen, der sich über einen längeren Zeitraum austauscht.“

 

Dazu einladen will Söder Vertreter der beiden großen Kirchen; er denkt aber auch an Vertreter anderer Religionsgemeinschaften, etwa der jüdischen Gemeinden, sowie an Vertreter aus der Wissenschaft, von Brauchtum und Kultur. „Ausdrücklich soll es auch ein Gesprächsangebot an Kritiker sein.“

Miteinander reden

„Uns ist wichtig, dass wir mehr miteinander reden anstatt nur übereinander. Das ist ein Angebot einer Diskussion über Selbstvergewisserung: Was bringt ein Land zusammen?“, sagte der Ministerpräsident und kündigte an: „Wir wollen über unsere Identität reden, und zwar integrativ, einladend und nicht ausgrenzend. Wir wollen offen intellektuell und emotional diskutieren.“

Losgehen soll es nach den Pfingstferien, also im Juni, mit ungefähr 20 bis 30 Teilnehmern. Nach dem ersten Runden Tisch soll es dann voraussichtlich einzelne Gesprächskreise geben. „Wir wollen keinen klassischen Gipfel mit formalen Positionen, sondern einen offenen Austausch, mit persönlichen Wertungen und Empfindungen“, erklärte Söder. „Es geht um das offene Wort - und Zuhören. Für mich ist auch wichtig zuzuhören.“

Einladung an Kirchenvertreter

Von den beiden großen Kirchen will Söder möglicherweise mehrere Vertreter einladen. „Denn erkennbarerweise gibt es auch innerhalb der Kirchen unterschiedliche Strömungen“, erklärte er.

Auf Initiative Söders hatte das bayerische Kabinett kürzlich beschlossen, dass im Eingangsbereich jeder Landesbehörde ein Kreuz aufgehängt werden soll. Dies war zum Teil - auch in Kirchenkreisen - als Instrumentalisierung des Kreuzes für Wahlkampfzwecke kritisiert worden. Kritik aus den Kirchen hatte Söder auch mit der Äußerung ausgelöst, das Kreuz sei „nicht ein Zeichen einer Religion“, sondern ein „Bekenntnis zur Identität“ und zur „kulturellen Prägung“ Bayerns. Später stellte er klar, das Kreuz sei „in erster Linie ein religiöses Symbol“, gehöre „aber auch zu den Grundfesten des Staates“.