Bei einem Vor-Ort-Termin in Sonnenberg beharken sich CDU und Grüne. Der Sonnenberg-Verein gründet eine Arbeitsgruppe und will Ideen der Bürger sammeln.

Sonnenberg - Die Widerrede ließ nicht lang auf sich warten. „Das ist falsch“, sagte CDU-Stadtrat Joachim Rudolf beim Vor-Ort-Termin an der Kreuzung Lau-/Peregrinastraße, zu dem die Grünen eingeladen hatten. Nikolaus Tschenk, Landtagsabgeordneter der Grünen, war zuvor in die Vollen gegangen: „Wir vermuten, dass die CDU die derzeitige Verkehrsführung aufheben will.“ Schließlich hätten sich die Christdemokraten noch nie bei der Lösung von Verkehrsproblemen hervorgetan. „Nach unseren Erfahrungen werden nur mehr Straßen und Parkplätze gefordert“, sagte Tschenk, der selbst im Sonnenberg wohnt. Mit dem Vor-Ort-Termin habe man einen „Pflock einschlagen“ wollen.

 

Markige Worte, die gleich noch von einer vor Ort verteilten Pressemitteilung unterstrichen wurden. Diese trug den Titel „Grüne unterstellen CDU Öffnungsversuch“. Das wollten natürlich die Gescholtenen nicht so stehen lassen. „Wir haben nicht vor, das Provisorium aufzuheben“, sagte CDU-Bezirksbeirat Fred Wagner. Es gehe vielmehr darum, eine „objektive Basis“ zu haben, damit man über das weitere Vorgehen besser sprechen könne. Dafür brauche es aber eine Verkehrszählung.

Eben diese war von der CDU-Bezirksbeiratsfraktion in einem jüngst verabschiedeten Prüfantrag gefordert worden. Die anderen Fraktionen unterstützten den Vorstoß. Nur die Grünen und Barbara Hummel (SÖS/Linke) enthielten sich. Die Ökopartei ließ die Sache aber nicht auf sich beruhen. Sie rügte die CDU nicht nur für ihren „völlig überflüssigen“ Antrag, sondern bat auch gleich die Bürger zum Vor-Ort-Termin. Dort waren am Mittwochabend nicht nur die Bezirksbeiräte beider Parteien in Fraktionsstärke vertreten, sondern auch die Stadträte Joachim Rudolf und Iris Ripsam (beide CDU) sowie Beate Schiener und Peter Svejda (beide Grüne). Auch Doris Peppler-Kelka, Altstadträtin der Grünen, war gekommen.

Provisorium nicht zurückbauen

Die CDU hatte vom Termin aus der Zeitung erfahren. „Wir waren da schon überrascht“, sagte Wagner. Rudolf wurde noch eine Spur deutlicher. Er riet den Grünen „keine Unwahrheiten zu erzählen“ und warnte davor, die „Bürger einseitig zu informieren“. „Dann schließen Sie sich doch unserem Antrag an, der die Verkehrsführung verstetigt“, konterte Tschenk. Wagner freilich sah keinen Gegensatz : „Wir wollen das Provisorium nicht zurückbauen.“

Stephan Bischoff, dem Vorsitzenden des Sonnenberg-Vereins, blieb schließlich die Vermittlerrolle. Er habe durchaus Verständnis für den Antrag der Christdemokraten: „Uns hat aber gestört, dass man sich erst an die Stadt wendet, bevor man selbst über Optionen nachdenkt.“ Stephan rief dazu auf, „sich nicht in parteipolitischen Diskussionen zu verzetteln“. Der Sonnenberg-Verein habe eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich „sehr intensiv“ Gedanken über den Rückbau mache.

Das parteipolitische Geplänkel kam auch bei den Bürgern, rund 30 nahmen die Einladung der Grünen wahr, nicht gut an. „Wir sollten uns über die Sache und nicht über das Prozedere unterhalten“, sagte eine Anwohnerin. Rudolf gab zu, dass der CDU-Antrag nicht ganz glücklich formuliert gewesen sei, sagte aber auch: „Wir müssen eine Lösung hinbekommen, mit der die meisten Sonnenberger leben können.“

Keine Ideallösung

Derweil beklagte sich eine Anwohnerin über den massiven Rückstau auf der Lau-straße: „Das ist noch nicht die Ideallösung“, sagte sie. Seitdem die provisorische Verkehrsführung im April 2009 in Betrieb genommen wurde, fiel eine Abbiegespur für diejenigen weg, die von Sonnenberg aus in die Innenstadt wollen. Doch Bischoff sah das Übel ganz woanders: „Der Durchgangsverkehr hat zugenommen.“ Er könne sich vorstellen, dass man mit einer „intelligentere Ampellösung“ viel erreichen könne.

Die Grünen-Bezirksbeirätin Christine Dietenmaier sah die Sache mit dem Rückstau nicht ganz so problematisch: „In der Innenstadt ist um diese Zeit die Hölle los.“ Dass das Provisorium, das die Fahrspuren von vier auf zwei reduziert, sich bewährt hat, verdeutlichte Anwohnerin Franziska Schulte: „Früher haben die Autofahrer auf der Strecke Rennerles gespielt.“ Ansgar Schwarzer wies auf den zu engen Gehweg an der Laustraße stadtauswärts hin: „Da fahren die Lastwagen nur wenige Zentimeter an Kindern mit Schulranzen vorbei“, sagte der Sonnenberger Familienvater. Er schlug vor, auf die Rechtsabbiegespur in Richtung Degerloch zu verzichten.

Der Diskussionsbedarf ist groß. Bischoff rief daher die Bürger dazu auf, dem Sonnenberg-Verein weitere Anregungen mitzuteilen. Die Grünen wollen die Arbeit unterstützen. Svejda versprach einen Kontakt zu den städtischen Planern herzustellen. Das ist auch ganz nach dem Interesse von Bischoff: „Aus dem parteipolitischen Schlagabtausch halten wir uns raus.“