Die Bürger wissen am besten, ob sie Platz für eine Gelbe Tonne haben. Die Stadt sollte die Bürger fragen, was sie wollen, meint die Redakteurin Andrea Jenewein.

Architektur/Bauen/Wohnen: Andrea Jenewein (anj)

Stuttgart - Das neue Verpackungsgesetz, das 2019 in Kraft treten wird, bietet der Stadt die Möglichkeit umzusteuern – und den Gelben Sack in die Tonne zu treten. Doch die Stadt klebt am Gelben Sack wie die Joghurtreste im Becher, obwohl immer mehr Bürger sich sogar privat die Gelbe Tonne besorgen. Als Grund hierfür führt die Stadt an, für die Gelbe Tonne sei oft kein Platz mehr – wobei so ein Stapel Säcke freilich auch Platz wegnimmt.

 

Tatsächlich gibt es zahlreiche Argumente für und wider den Gelben Sack, aber auch für und wider die Gelbe Tonne – oder auch die Wertstofftonne. Die Vorteile der Gelben Säcke sind etwa, dass das benötigte Volumen individuell verfügbar ist und die Abfälle sichtbar sind. Zu den Nachteilen zählen, dass man durch sie noch mehr Müll produziert, sie Ungeziefer anlocken und das Straßenbild verschandeln. Die Gelbe Tonne ist nicht nur ästhetischer und geruchsneutraler, sondern auch stabiler. Allerdings braucht die Tonne Platz und ihr Volumen ist begrenzt. Die Wertstofftonne entlastet den Restmüll von verwertbaren Rohstoffen, die nicht Verpackungen sind, und trägt dadurch zum Umweltschutz bei. Statt das neue Verpackungsgesetz allein in trockene Tücher beziehungsweise Gelbe Säcke bringen zu wollen, sollte die Stadt diejenigen mit einbeziehen, die den Müll produzieren – und entsorgen wollen: Es lebe die Demokratisierung des Mülls! Die Bürger wissen am besten um den Platz, den sie für eine Gelbe Tonne haben – oder nicht haben.

Friesland macht es vor. Im hohen Norden hat der Landkreis, in dem es bisher den Gelben Sack gibt, vor der Entscheidung ein Meinungsbild von den Bürgern eingeholt. Erst dann wird der Kreistag entscheiden, ob man bei diesem Sammelsystem bleibt. 5500 Bürger nahmen teil, das entspricht dem Meinungsbild von rund 10 Prozent der Haushalte in Friesland. Das Ergebnis: 20 Prozent sind für den Gelben Sack, 31 Prozent für die Wertstofftonne, 48 Prozent für die Gelbe Tonne. Ein klares Votum.