Mit der Einweihung der neuen Schulturnhalle in Hoheneck Anfang Februar schien ein langer Streit zwischen der Ludwigsburger Stadtverwaltung und dem Gemeinderat beendet zu sein. Doch inzwischen ist die Halle erneut zum Zankapfel geworden.

Ludwigsburg - Gibt es bei öffentlichen Bauten so etwas wie einen Ludwigsburger Qualitätsstandard? Und falls ja: Ist er beim Bau einer Schulturnhalle unterschritten wurden? Mit der Frage um die kürzlich eingeweihte Hohenecker Grundschulhalle ist eine alte Debatte neu entfacht worden. Ausgelöst wurde sie durch Bemerkungen des Baubürgermeisters Michael Ilk (parteilos). Stadträte von CDU, SPD und Freien Wählern sind erbost, die Verwaltung müsse sich erklären.

 

„Nach dem optischen Eindruck und der Resonanz aus Vereinen und Schule sind alle zufrieden“, heißt es in einem gemeinsamen Antrag von Freien Wählern, SPD und CDU. Die Welt wäre also in Ordnung, gäbe es da nicht zwei Äußerungen aus dem Rathaus: „In der Innenstadt gibt es ganz andere architektonische Ansprüche“, lautet die eine, und „Die Folgekosten sind durch die energetisch schlichtere Bauweise höher“, die andere. Den FW-Vorsitzenden Reinhardt Weiss haben diese Aussagen verärgert, und Margit Liepins (SPD), Klaus Herrmann und Reinhold Noz (beide CDU) sind zumindest „erstaunt“. Zumal Oberbürgermeister Werner Spec die neue Halle bei der Einweihung Anfang Februar in den höchsten Tönen gelobt hatte. Mit diesen jüngsten Kommentaren jedoch würden die Halle und deren Erbauer herabgewürdigt.

Der Bürgermeister hat schlechte Erfahrungen

Dem Ganzen liege ein fundamentales Missverständnis zugrunde, sagt Baubürgermeister Michael Ilk jetzt. Die Aussagen, die soviel Unmut ausgelöst haben, stammten zwar von ihm, seien aber zu keinem Zeitpunkt auf das aktuelle Projekt Turnhalle Hoheneck gemünzt gewesen. Im Gegenteil: „Da wurde sehr gut gearbeitet, die Halle ist von guter Qualität“, sagt Ilk. Er sagt aber auch: „Ich habe mich durch die Halle eines Besseren belehren lassen.“

Denn er habe nur seine grundsätzliche Skepsis in Sachen Generalübernehmer ausdrücken wollen. „Ich habe in meinem Berufsleben nur schlechte Erfahrungen damit gemacht“, sagt der Bürgermeister. „Entweder hat die Stadt draufgezahlt oder der Unternehmer konnte seine Subunternehmer nicht bezahlen.“ Das Dilemma liege bei der Kostendeckelung.

Auf eine solche hatten sich die Ludwigsburger im Fall des Hohenecker Hallenbaus auch geeinigt: Nachdem die Stadt noch 2014 die vorhandene Turnhalle nur sanieren wollte (geschätzte Kosten: 1,9 Millionen Euro), regte sich im Stadtteil Widerstand. Für das Geld bekomme man schon fast einen Neubau, meinten die Sanierungsgegner. Das Baureferat hielt dagegen: Ein Neubau koste mindestens 3 bis 3,5 Millionen Euro. Schließlich fanden die Hohenecker Architekten und einen Bauunternehmer, die ein Konzept für höchstens 2,3 Millionen Euro vorlegten. Das städtische Hochbauamt müsse ja nicht alles bauen.

Ein Baucontroller hat das letzte Wort

Mittlerweile steht die Halle und offenbar haben dem Generalübernehmer die 2,3 Millionen Euro auch wirklich gereicht. Für viele Stadträte ist das ein Erfolgsmodell, das bei nächster Gelegenheit nachgeahmt werden sollte. Sie fragen sich indes , warum die Stadt den Bau mit mehr als 3 Millionen Euro veranschlagt hatte. „Wir sind damals von einer Fläche von 1300 Quadratmeter ausgegangen“, sagt Ilk. „Die jetzt gebaute Halle hat aber nur 1000 Quadratmeter.“

Gemeinderat und Verwaltung wollen sich nun auf einen Katalog für die angestrebte Bauqualität einigen. Außerdem soll für alle Bauvorhaben, die die Marke von fünf Millionen überschreiten, ein unabhängiger Controller hinzugezogen werden. Der muss dann sagen, ob ein Generalübernehmer günstiger baut oder doch die Stadt.