Der Theaterveteran Claus Peymann hält es für richtig, dass Peter Handke auf „den Thron der Weltliteratur steigen darf“, wie er das ausdrückt. Und er sagt auch, was er an dem höchst umstrittenen Handke so schätzt.

Heidelberg - Regie-Altmeister Claus Peymann (82) hat den heftig in die Kritik geratenen Literaturnobelpreisträger Peter Handke (76) verteidigt. „Es war die schönste Nachricht des Jahres für mich, dass er den Nobelpreis bekommt“, sagte Peymann der „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Heidelberg/Freitag). „Ich erwäge, ob ich nach Stockholm mitfahre, wenn Handke den Thron der Weltliteratur besteigt.“

 

Kein Opportunist

Der Konflikt um Handke sei „sehr aufgeblasen“, letztlich spiele auch sein ungewöhnlicher Charakter eine entscheidende Rolle: „Er ist kein Opportunist, er richtet sich nicht nach der Mehrheit, sondern spricht seine eigene Meinung aus, wie das Schriftsteller machen sollten“, sagte Peymann, der bis 2017 insgesamt 18 Jahre lang das Berliner Ensemble geleitet hatte. Der vielfach preisgekrönte Regisseur hat zahlreiche Handke-Stücke auf die Bühne gebracht, darunter auch „Die Fahrt im Einbaum“ über den Jugoslawien-Krieg.

Der Österreicher Handke hatte im Balkan-Konflikt auf der Seite Serbiens gestanden und 2006 bei der Beerdigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milosevic eine Rede gehalten. Die Verleihung des Nobelpreises für 2019 an ihn am Donnerstag vergangener Woche stieß weltweit auf ein geteiltes Echo. Vor allem der gebürtige Bosnier Sasa Stanisic, der 1992 nach Deutschland floh, kritisierte Handke wegen dieser proserbischen Haltung scharf. Stanisic ist Gewinner des Deutschen Buchpreises 2019.