Die Landesregierung will den Sprachunterricht an Grundschulen erst ab Klasse Drei einführen. Das bringt das Auswärtige Amt in Rage. Ziemlich übertrieben, meint unserer Redakteurin Renate Allgöwer.

Stuttgart - Das Auswärtige Amt macht das ganz große Fass auf. Die Entscheidung von Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU), in den ersten beiden Grundschulklassen auf Fremdsprachenunterricht zu verzichten, sei ein falsches Signal für die europäische Verständigung, heißt es aus Berlin. Besonders stört die Außenpolitiker, dass auf den Französischunterricht verzichtet wird.

 

Das Argument erscheint, vorsichtig ausgedrückt, überzogen. Lediglich die Grundschulen entlang des Oberrheins haben überhaupt Französisch auf dem Stundenplan. Das sind etwa 460 von 2400 Schulen. Alle anderen Kinder fangen mit Englisch an. Und Baden-Württemberg schafft den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule keineswegs ab. Das Land reiht sich in der Mehrzahl der Bundesländer ein, die mit den Fremdsprachen erst in der dritten Klasse beginnen. Mit den durch die Verschiebung gewonnenen Lehrerstunden will die Kultusministerin Lücken der Kinder in Deutsch und im Rechnen schließen lassen. Diese Schwerpunktsetzung ist zumindest nachvollziehbar. Zudem zeigt sich bisher kaum ein Unterschied, ob Kinder in der ersten oder dritten Klasse eine Fremdsprache lernen und an den weiterführenden Schulen ändert sich gar nichts. Von einem Affront gegenüber dem Nachbarland kann keine Rede sein.