Darf der Film „Das Leben des Brian“ an Karfreitag gezeigt werden? Die katholische und evangelische Kirchen in Stuttgart sagen nein. Nun entscheidt das Verwaltungsgericht Stuttgart über Klage der Giordano Bruno Stiftung gegen das Feiertagsgesetz.

Stuttgart - Die humanistische Giordano-Bruno-Stiftung (GBS) treibt es auf die Spitze. Sie will auch an diesem Karfreitag wieder den Film „Das Leben des Brian“ zeigen. Dieses Mal um 20 Uhr im Weissenburg-Zentrum im Stuttgarter Süden. Die Aufführung dieses Films, in dem Jesus karikiert wird, ist an Karfreitag verboten. Das Feiertagsgesetz schreibt dies vor, da dieser und andere Feiertage mit kirchlichem Hintergrund als „stille Tage“ begangen werden müssen.

 

Den Film dennoch an diesem Tag zeigen zu wollen, ist laut GBS-Sprecher Werner Koch eine gezielte Provokation: „Wir wollen eine Entscheidung erzwingen. Mit der Filmvorführung protestiert die GBS gegen diesen durch das Feiertagsgesetz zementierten Anachronismus in unserer säkularen Gesellschaft. Wir, mit inzwischen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in Stuttgart, die keiner der christlichen Großkirchen angehören, lassen uns nicht mehr vorschreiben, wie wir solche Feiertage zu verbringen haben.“

Bedeutung des Karfreitags geht über Grenzen der Kirche hinaus

Aus diesem Grund hat die GBS im November beim Verwaltungsgericht Stuttgart Klage eingereicht und beim Ordnungsamt eine Genehmigung beantragt. Um besser entscheiden zu können, hat das Gericht Stellungnahmen der katholischen und der evangelischen Kirche in Stuttgart angefordert. Die Sicht der Protestanten legte Stadtdekan Søren Schwesig dar: „Der Film ist inhaltlich auf Provokation und Konfrontation angelegt und schafft eine Atmosphäre in der Öffentlichkeit, die der Zielsetzung dieses Tages widerspricht.“ Zudem ist Schwesig der Ansicht, dass die öffentliche Bedeutung des Karfreitags weit über die Grenzen der Kirche hinausgehen: „Eine Gesellschaft, in der Leid und Tod keinen Platz haben, braucht einen Tag, an dem die Verdrängung und der Blick auf diese Dimension des Lebens gelenkt wird.“ Es sei deshalb auch ein Zeichen der Humanität, wenn sich eine Gesellschaft solch einen Tag schenke.

Scharfe Reaktion der Katholiken

Im Gegensatz zu der Wortwahl des Stadtdekans empfindet GBS-Sprecher Koch die Haltung der Katholiken als „aggressiv“. Dekanatsreferentin Kirstin Kruger-Weiß sieht in dem Ansinnen der GBS eine „Verächtlichmachung des Feiertags und des christlichen Glaubens“. Die Behauptung eines kulturellen oder Bildungsgehaltes sei ebenso an den Haaren herbeigezogen, wie eine politische Positionierung gegen den Schutz des Feiertages. Zuletzt sieht sie darin „eine dezidierte Ablehnung des Christentums“. GBS-Sprecher Koch kontert: „Die Aktionen gegen das Feiertagsgesetz entwickeln sich als ein Kampf gegen Kirche und Staat, bei dem man sich vorkommt wie David, der gegen Goliath kämpft. Wie der Kampf in der Bibel ausgegangen ist, wissen wir ja.“

Ein Sprecher des Gerichts kündigt gegenüber unserer Zeitung im Streitfall, „eine Entscheidung vor Karfreitag an“.