Die Frage lautet: Werden Teilnehmer am Wettbewerb um die Gastaltung des dritten Hotelturms am Mailänder Platz bevorzugt? Strabag dürft es schwer fallen, das Ergebnis des Wettbewerbs zu ignorieren, glaubt unser Autor Jörg Nauke

Stuttgart - Der Vorsitzende der Architektenkammer, Markus Müller, sorgt sich um den guten Ruf der Planungswettbewerbe, wenn die internen Fachdebatten der Jury hinterher öffentlich breit getreten werden. Die Angst ist aber unbegründet, auch wenn er nun mit dem Turmbau am Mailänder Platz einen konkreten Anlass sieht. Viele Preisrichter betonen, in den allermeisten Fällen stehe die ehrliche Diskussion und unvoreingenommene Beurteilung, wie zuletzt bei der Entscheidung über die Allianz-Ansiedlung in Vaihingen, im Fokus, sodass es überhaupt keinen Anlass gibt, indiskret zu werden.

 

Vorwurf der Vetternwirtschaft

Aber ja, aktuell steht im Raum, der Auslober Strabag Real Estate GmbH habe gemäß dem Motto „Wer bezahlt, bestellt“ die Vorstellungen seines Hotelturms in den Entwurf eines befreundeten Architekturbüros gegossen und versucht, diesen ungestreift durch den Wettbewerb zu lotsen – dabei die Qualität anderer Vorschläge ebenso negierend wie den Willen des Gemeinderats nach einer grünen Fassade. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft steht im Raum, weil die Kritiker glauben, dass nicht zufällig der Entwurf jenes Büros im Verfahren von Strabag besonders gewürdigt worden sei, das vom Sohn des ehemaligen Strabag-Chefs Haselsteiner mitgeleitet wird.

Es gilt die Unschuldsvermutung, zudem wird der Auslober zur Aufklärung beitragen, wenn er sich für einen Entwurf entscheidet. Wählt er das vom Preisgericht empfohlene Büro, ist alles gut. Nimmt er Haselsteiner, wird es heißen, es sei gemauschelt worden und Wettbewerbsergebnisse interessierten nicht. In diese Zwickmühle hat sich Strabag freilich selbst gebracht.