Um sicherzugehen, dass Hund, Katz’ und Maus das perfekte Zuhause finden, haben Tierschützer einige Kriterien, die es zu erfüllen gilt. Nicht jeder hat dafür Verständnis.
Kein Garten, eine viel befahrene Straße oder sogar zu hohes Alter sollen Gründe sein, die gegen eine Adoption sprechen. Auch im Stuttgarter Tierheim sollen Adoptionsanträge deswegen abgelehnt worden sein. „Wegen einer Straße in der Nähe und der U-Bahn bekommen wir die Katzen aus dem Tierheim nicht! Ernsthaft???“, macht eine Nutzerin ihrem Frust in den sozialen Medien Luft. Sie hatte eine Katze aus dem Stuttgarter Tierheim adoptieren wollen, ihr Antrag wurde jedoch abgelehnt.
In den Kommentaren unter ihrem Beitrag entstand daraufhin eine hitzige Diskussion, auch andere ärgerten sich über ähnliche Erfahrungen. Zum Vermittlungsverfahren und den damit verbundenen Auswahlkriterien äußert sich daher das Tierheim Stuttgart auf Nachfrage unserer Redaktion.
Wie läuft das Adoptionsverfahren ab?
„Wenn aufgrund unserer Homepage ein Tier ausgesucht worden ist, wird eine Anfrage per E-Mail von den Interessenten gestellt“, erklärt Pressesprecherin Petra Veiel. „Darin können sie von sich berichten.“ Zudem können Interessenten zu den Öffnungszeiten des Tierheims vorbeikommen und vor Ort mit den Pflegern sprechen.
Besuch im potenziellen neuen Zuhause
Wenn das Tier dann besucht wurde, muss eine Selbstauskunft ausgefüllt werden. Wenn alles passt, findet ein Vorbesuch statt und die Katze kann verbindlich reserviert werden. Dabei wird auch begutachtet, in welcher Umgebung sich das potenzielle neue Zuhause befindet. „Da wir leider sehr viele verunfallte und überfahrene Katzen gemeldet bekommen, beziehungsweise bei uns abgegeben werden, haben wir natürlich ein Auge darauf“, so die Tierschützerin. „Wenn eine S-Bahnstrecke, Schnellstraßen, Autobahnen oder eben verkehrsreiche Straßen in der Nähe sind, wenn es sich um Ballungsgebiete mit stetigem Verkehr handelt, stimmen wir einer Vermittlung eines Freigängers nicht zu.“ Ist aber alles in Ordnung, darf das Tier nach einer Enduntersuchung durch den Tierarzt in das neue Heim umziehen.
Anderes Tier könnte besser passen
Dass das nicht klappt, kommt nach Angaben des Tierheims nur selten vor. „Wir haben sehr wenige Fälle, bei denen wir ablehnen müssen“, sagt die Pressesprecherin. „Dann kann man sich aber oft ein anderes, passenderes Tier bei uns ansehen. Nur in wenigen Ausnahmefällen müssen wir aus tierschutzrelevanten Gründen von einer Vermittlung gänzlich Abstand nehmen.“
Nicht nur auf das Äußere achten
Kein Verständnis haben die Tierschützer aber dafür, wenn Interessenten nur das eine Tier haben wollen. „Es gibt einfach Gründe, bei denen man vielleicht ein wenig abwägen sollte, ob man ein Tier nur wegen der Optik aussucht“, so Veiel. „Wir machen uns Gedanken und wenn wir hier Tiere aufnehmen wollen wir diese Tiere nicht vom Regen in die Traufe vermitteln und gegebenenfalls größeren Gefahren aussetzen.“
Alternativ könne sich der Interessent überlegen, ob er nicht auf eine passende Wohnungskatze umschwenken möchte, oder einen ausbruchsicheren Garten, Hof oder Balkon für das Kätzchen bereitstellen kann.
Wann wird ein Tier nicht vermittelt?
Gründe, die für die Stuttgarter Tierschützer gegen eine Vermittlung sprechen sind vielfältig. Zum Beispiel wenn Hunde in Zwingern oder an Ketten gehalten, oder Katzen in verkehrsreichen Wohngegenden als sogenannte „Freigänger“ gehalten werden sollen. Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Vögel sollten nicht nur in Käfigen gehalten werden, sondern sich auch ab und an in größeren Räumen bewegen dürfen.
Bestimmte Kriterien müssen erfüllt sein
An Raucher, Alkohol- oder Drogenabhängige sowie Menschen ohne festen Wohnsitz werden ebenfalls keine Tiere vermittelt. Menschen, die zur Miete wohnen, müssen eine schriftliche Einverständniserklärung zur Tierhaltung beibringen. Zudem sollten Interessenten sich nicht in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten befinden, denn durch die Tierhaltung entstehende Kosten wie Hundesteuer, Haftpflichtversicherung, artgerechte Ernährung Tierarztkosten können dann schnell zum Problem werden.
Eine Altersgrenze für Adoptanten gibt es laut Tierheim nicht. Allerdings sollten Mensch und Tier alterskonform zusammenpassen. „Wir haben sowohl Tiere mittleren Alters oder auch ältere Tiere, die sich über ein ruhigeres Zuhause sehr freuen.“