Am Dienstag soll abgestimmt werden, noch weiß aber keiner, wohin die Reise gehen wird: die Stadt will die Villa kaufen und sanieren, das Unternehmen PDI will aber das Feld nicht räumen. Nun kommt die CDU mit einem neuen Vorschlag um die Ecke, mit dem neuer Wohnraum geschaffen werden soll.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Die Freien Wähler im Gemeinderat haben am Freitag alle Beteiligten zu einem Rundgang durch die Villa Berg eingeladen, bevor am Dienstag im Ausschuss für Umwelt und Technik über jenen Grundsatzbeschluss abgestimmt wird, den OB Fritz Kuhn (Grüne) dieser Tage vorgelegt hat. Danach sollen die SWR-Studios abgerissen und deren Grundfläche in einigen Jahren in Park umgewandelt werden; die Stadt will die Villa kaufen und sanieren. Damit wäre das Vorhaben des Düsseldorfer Investors PDI, die Studios in 150 Wohnungen umzubauen, mausetot.

 

Doch im einstigen Sendesaal der Villa hat Markus Pärssinen von der Bauprojektgesellschaft Alba, die für PDI die Planungen vorantreibt, in sehr freundlichem, aber bestimmtem Ton klar gemacht, dass der Investor das Feld nicht räumen wird: „Wir treten nicht zurück. Wir warten, bis die Stadt uns etwas anbietet. Von uns aus werden wir nichts tun.“

Stadt will für Villa nur ganz wenig zahlen

Zugleich zeigte er die aus seiner Sicht möglichen Szenarien auf. Szenario eins: Die Stadt könne die Grundbuchschulden in Höhe von zehn Millionen Euro ablösen – dann gehörten Villa und Studios ihr. Allerdings hat die Stadt schon betont, dass sie nur ganz wenig zahlen möchte, da ohne Baurecht die Grundstücke nichts wert seien. Die Gläubigerbanken, die mit PDI einen Vorvertrag besitzen, würden sowieso kaum einen anderen Käufer finden, der bereit sei, mehr zu bezahlen als die Stadt. Szenario zwei laut Pärssinen: Die Stadt könne mit den Gläubigerbanken direkt verhandeln. Doch die Banken hätten Zeit – und solange werde die Villa weiter verfallen. Martin Körner, der Bezirksvorsteher im Osten, hielt dagegen: „Das Bauverbot gilt – die Stadt kann sich nicht erpressbar machen.“

In dieser Situation hat die CDU am Freitag – schon vor dem Rundgang – einen Antrag eingebracht, in dem ein Kompromiss vorgeschlagen wird. Die Union ist wie der OB, die Grünen und die SPD der Meinung, dass die Stadt ein so bedeutendes Kulturgut wie die Villa in öffentlicher Hand halten sollte. Allerdings sei die Wohnungsnot eines der drängendsten Probleme Stuttgarts – aus diesem Grund, so die CDU, solle man dem Investor sein Vorhaben ermöglichen. Im Antrag heißt es: „Dabei ist wichtig, dass kein einziger Quadratmeter zusätzliche Grünfläche versiegelt würde.“

Die CDU wirbt für einen Mittelweg

PDI würde bei diesem Mittelweg um rund zehn Millionen Euro an Kosten entlastet, da der Investor bei seinem bisherigen Konzept die Villa auf eigene Rechnung renovieren wollte. Diesen Betrag will die CDU dem Investor nicht schenken: Statt dessen soll PDI entweder den umliegenden städtischen Park sanieren oder ein „deutlich höheres Maß an geförderten Mietwohnungen“ verwirklichen, als es die Stadt fordern könnte. Allerdings dürfte sich der Gegenwert für diese Leistungen nicht annähernd auf zehn Millionen Euro belaufen. Die Freien Wähler haben sich noch nicht festgelegt, neigen aber in großen Teilen der CDU-Meinung zu.

Alexander Kotz, der CDU-Fraktionschef, warb für diesen Mittelweg. Denn das große Gutbrod-Gebäude, das weiter vom SWR genutzt wird, bleibe im Park stehen; eine umfassende Renaturierung des Parks sei also sowieso nicht möglich. Und beim städtischen Konzept müsste dafür an anderer Stelle, auf dem Betriebshof des Gartenamtes, Parkfläche geopfert werden.

Markus Pärssinen zeigte Sympathie für diesen Vorschlag. Er könne sich vorstellen, dass PDI der Stadt die Villa Berg schenke – im Gegenzug für das Baurecht. So wäre eine schnelle Sanierung des einstigen Königsschlosses möglich. Welche Chancen dieser Weg hat, ist offen. Mit Grünen, SPD und Linke/SÖS gäbe es im Gemeinderat eigentlich eine Mehrheit für Kuhns Konzept. Die CDU fordert nun, den für Dienstag geplanten Beschluss zu vertagen, um alle Möglichkeiten prüfen zu können.