Die Fast-Food-Kette KFC und die Stadt Ludwigsburg streiten um die Werbung für ein geplantes neues Restaurant. Das Unternehmen will einen 20 Meter hohen Werbepylon bauen – und noch viel mehr.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Eine Nummer kleiner geht wohl nicht. Die Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken (KFC) will im Norden von Ludwigsburg, gegenüber vom Breuningerland, ein Schnellrestaurant bauen. Die Planungen stehen am Anfang, aber das Vorhaben provoziert bereits reichlich Ärger. Satte 20 Werbeanlagen hat KFC bei der Stadt beantragt, die auf das Hühnchen-Restaurant aufmerksam machen sollen: Hinweisschilder, angestrahlte Banner, Fahnenmasten. Und damit auch wirklich niemand das Gebäude übersehen kann: ein Pylon mit einer vier Mal acht Meter großen Werbetafel. 20 Meter soll der Pfeiler in die Höhe ragen, um hungrige Autofahrer von der Autobahn direkt zu KFC zu lotsen. „Das ist schon ordentlich“, sagt Martin Kurt, der Leiter des Stadtplanungsamts. „Würden wir so etwas zulassen, würde es das ganze Gewerbegebiet negativ beeinflussen.“

 

Das Motto lautet: greller, bunt, höher

Greller, bunt, höher – nicht nur Kurt befürchtet, dass die Unternehmen in Versuchung kommen könnten, sich in einem schrillen Wettbewerb um Kunden zu überbieten. Zwar wirbt auch die Burger-Kette McDonald’s im Ludwigsburger Norden mit einem Pfeiler inklusive Tafel, aber das Konstrukt ist weniger als zehn Meter hoch. Bislang, so Kurt, habe man mit den Unternehmen, wenn es um die Werbung vor Ort ging, stets Kompromisse gefunden. Mit KFC sei nun ein „Antragsteller da, der es wissen möchte“. Heißt: der auch nach den Beratungen mit der Verwaltung nicht von seinen Plänen abrückt. KFC selbst äußert sich öffentlich nicht zu dem Thema.

Bislang hat die Stadt an dieser Stelle keine rechtliche Handhabe, die Mega-Werbung zu verbieten, aber das wird sich ändern. Mit Zustimmung des Gemeinderats hat die Verwaltung jetzt ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht. Ziel ist die „Regelung der Art, Form und Größe von Werbeanlagen im Gebiet Ludwigsburg-Nord“, um ein „Überfrachten“ zu verhindern. Mit diesem Plan sollen nicht nur die KFC-Pläne auf ein Normalmaß zurückgestutzt, sondern ähnliche Ansinnen in Zukunft von vornherein abgelockt werden. „Wir müssen eine klare Grenze ziehen“, sagt der Ludwigsburger Baubürgermeister Hans Schmid. Es gebe viele schlechte Beispiele in anderen Städten, in denen die Straßen „mit Werbung zugeknallt“ seien. „Das wollen wir hier nicht.“

„Sonst ist unsere schöne Stadt in wenigen Jahren versaut“

Es ist ein stetiger Abwehrkampf. An mehreren Stellen im Stadtgebiet existieren bereits limitierende Bebauungspläne. Andernfalls muss die Verwaltung, wie jetzt im Fall KFC, aktiv werden, wenn es anders nicht geht. Auch für die Schwieberdinger Straße, eine von 23 historischen Alleen in Ludwigsburg, wurde kürzlich ein solcher Plan aufgestellt, um den Wildwuchs an Werbeschildern einzudämmen. Auf dem Mittelstreifen der B 27 wird derzeit noch mit unzähligen Plakaten für Veranstaltungen und Ähnliches geworben. Da diese Tafeln auf öffentlichem Grund stehen, greift an dieser Stelle eine Sondernutzungssatzung. Das Ordnungsamt lässt die Richtlinie aktuell überarbeiten, sie soll deutlich schärfer gefasst werden. Darüber hinaus regelt die Stadt das Aufstellen von Plakaten über einen Konzessionsvertrag, in dem die Standorte sowie die Art und Größe der Tafeln festgelegt sind. Sogenannte Mega-Light-Boards, also großformatige und beleuchtete Schilder mit wechselnder Anzeige, wie es sie in Stuttgart gibt, sind in Ludwigsburg komplett verboten. „So etwas ist immer ein starker Eingriff und passt nicht in unser barockes Stadtbild“, sagt Kurt. „Wenn man den Wünschen der Firmen immer nachgeben würde, sähe Ludwigsburg stellenweise aus wie ein kleines Las Vegas.“ Noch deutlicher drückt es Hans Schmid aus. „Wir müssen da reingrätschen, sonst ist unsere schöne Stadt in wenigen Jahren versaut.“