Eine Bürgerinitiative hatte gegen geplanten Wohnungsbau viel Druck aufgebaut: Die ursprünglichen Pläne für das Baugebiet Sonnenberg Süd-West seien bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Die Ludwigsburger Stadträte haben das Konzept dennoch abgesegnet.

Ludwigsburg - Wurde die Planung für fünf Häuser im Stadtteil Grünbühl-Sonnenberg seit einer Grundsatzentscheidung im März 2015 verändert? Die Bürgerinitiative Sonnenberg sagt ja – und zwar bis zur Unkenntlichkeit. Stadtverwaltung und Wohnungsbau-Gesellschaft widersprechen. Der Bauausschuss im Gemeinderat hat den Vorentwurf jetzt gebilligt. Demnächst wird dafür die förmliche Beteiligung eingeleitet.

 

Im Vorfeld der Debatte im Ausschuss hatte es viel Aufregung und wohl auch Missverständnisse gegeben. Die Initiative der Anwohner vom Sonnenberg hat gegen das Konzept Sonnenberg Süd-West protestiert, weil ihrer Ansicht nach die Gebäude sowie die bebauten Flächen größer und die Abstände zwischen den viergeschossigen Gebäuden und zum Ortsrand hin geringer ausgefallen sind als zuletzt vereinbart. Einzelne Stadträte – darunter auch Reinhold Noz (CDU) – waren per E-Mail darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) angeblich Bürgeranfragen nicht beantwortet habe. Viele Initiativenmitglieder waren deshalb zur Sitzung im Rathaus erschienen, wo entsprechend angespannt diskutiert wurde.

Wie viel bezahlbarer Wohnraum?

Der WBL-Geschäftsführer wies die Vorwürfe der namentlich nicht genannten E-Mail-Schreiber entschieden zurück: „Wir haben solche Anfragen nicht bekommen“, sagte Andreas Veit. Auch die Kritik an der korrigierten Planung ließ er nicht gelten. Es sei selbstverständlich, dass sich Details zwischen Vorentwurf und Bebauungsplan änderten. „Es waren vorher 60 Wohneinheiten, und es sind auch jetzt 60 Wohneinheiten“, erläuterte der Stadtplaner Martin Kurt: „Im Übrigen kann ich die Einschätzung, dass sich gravierend viel verändert hat, nicht nachvollziehen.“

Gewachsen seien nur die Grundrisse – um etwa elf Prozent. In der Folge hätten sich deshalb in der Tat die Abstände zwischen einigen Gebäuden verschoben. Doch das sei vor allem der Drehung in der Grundfläche und einer veränderten Erschließung geschuldet. Im Gegenzug fielen die Abstände zum Markungsrand hin jetzt etwas größer aus, sagte Kurt.

Der Grünen-Stadrat Markus Gericke findet den neuen Entwurf „sehr ausgewogen“. Die Abstände seien großzügig bemessen, insgesamt sei den Planern ein guter Kompromiss gelungen. Auch die CDU und die Freien Wähler erklärten sich im Grundsatz mit dem Konzept einverstanden. Margit Liepins (SPD) war dagegen erstaunt über die Höhe der geplanten Bauwerke.

Elga Burkhardt (FW) kritisierte, die Ausdehnung bei den Zuschnitten für die Wohngebäude sei nur dann gerechtfertigt, wenn dort bezahlbarer Wohnraum entstehe. Sie könne der Planung erst dann zustimmen, wenn feststehe, wie viele bezahlbare Wohnungen dort entstehen sollen.

„Auch die WBL will Rendite machen“

„Eine exakte Zahl kann ich noch nicht nennen“, sagte Veit. „Das hängt von den Gestehungskosten ab.“ Beabsichtigt sei, ein Paket für drei Kategorien zu schnüren: Ein Teil werde dem Sozialwohnungsbau, ein Teil dem Fair-Wohnen-Modell und einer der freien Finanzierung vorbehalten sein. „Es muss durchmischt sein“, sagte Veit. „Die WBL kalkuliert zwar mit geringen Margen, aber die Projekte müssen natürlich trotzdem etwas bringen.“

Er könne den Plänen „nur schweren Herzens zustimmen“, bekannte Reinhardt Weiss (FW). „Wir haben den Bürgern 2011 versprochen, dass wir dort Einfamilienhäuser bauen werden.“ Auch ihm sie klar, dass sich die Lage am Wohnungsmarkt seither gravierend verändert habe, aber er wünschte sich im Gegenzug mehr Ehrlichkeit von Stadt und WBL. Er könne die Rede vom „bezahlbaren Wohnraum“ nicht mehr hören, sagte Weiss. „Seid bitte ehrlich, auch die WBL will Rendite machen.“

Die Pläne wurden bei einer Enthaltung gebilligt. Demnächst können sie im Bürgerbüro Bauen eingesehen werden.