Für eine Krankenkasse ist ein sensibles, längerfristig angelegtes Vorgehen oft wirkungsvoller als das kurzfristige Erreichen von Sparzielen. Und ein guter Ruf ist für die Zukunftsfähigkeit einer Kasse noch immer unerlässlich, sagt StZ-Redakteur Mathias Bury.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Die häusliche Krankenpflege ist ein Leistungsbereich der Kassen, in dem die Kosten steigen. Das hat verschiedene, seit langem bekannte Ursachen. Die Menschen werden älter, sie wollen möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben, auch wenn immer mehr Senioren alleine leben. Auch die Politik handelt in der Pflege nach dem Grundsatz: ambulant vor stationär. Und wenn heute ein alter Mensch ins Krankenhaus muss, wird er viel schneller wieder entlassen als früher, was aber auch heißt, dass zuhause die Nachsorge geleistet werden muss.

 

Diese Entwicklung betrifft alle Krankenkassen, besonders aber jene, deren Kundschaft eine ungünstige Altersstruktur hat. Eben dies ist bei der DAK der Fall. Und es ist nicht besser geworden dadurch, dass diese vor Jahren einen Zusatzbeitrag erheben musste. In dieser Zeit sind viele Kunden zu anderen Kassen abgewandert, es waren eher die Beweglichen, also zumeist Jüngere mit und ohne Familie.

Vor diesem Hintergrund sind die öffentlichen Auseinandersetzungen zwischen der DAK und einigen Verbänden von Pflegediensten zu sehen. Nun kann man einer Krankenkasse schlecht verbieten, dass sie sich um ordentliche Finanzen kümmert. Auch dass diese, bevor sie für eine Leistung bezahlt, in jedem Einzelfall ein Prüfrecht hat, wird von niemandem bestritten.

Nur kommt es darauf an, wie sie dieses wahrnimmt. Der aktuelle Streit lässt den Schluss zu: es wird nicht ein differenziertes Prüfsystem eingeführt, es soll ein rigides Kostensenkungsprogramm umgesetzt werden. Das kommt bei den Versicherten nicht gut an. Dabei ist ein sensibles, längerfristig angelegtes Vorgehen oft wirkungsvoller als das kurzfristige Erreichen von Sparzielen. Und ein guter Ruf ist für die Zukunftsfähigkeit einer Kasse noch immer unerlässlich. Das scheinen auch die Verantwortlichen der DAK langsam einzusehen.