„Nichts ist so ernst wie Karneval“, sagt ein ehemaliges Mitglied der Alten Kameraden. Dass er recht hat, beweisen die Streitereien hinter den Kulissen des Vereins. Auch bei der Jahreshauptversammlung ging es nicht reibungslos zu.

Ludwigsburg - Die Stimmung ist gedrückt. Die ersten Hefeweizen stehen auf dem Tisch, schnell wird noch eine letzte Zigarette vor dem Vereinsheim der Alten Kameraden Ludwigsburg geraucht. Am Dienstagabend ist eine außerordentliche Jahreshauptversammlung des Spielmanns- und Fanfarenzugs. Weil bei den Narren derzeit heftig um Verantwortlichkeiten und Schuld gestritten wird, wird dieser Abend mit Spannung erwartet.

 

Seit Monaten kursieren Gerüchte und Vorwürfe zwischen vorgestrigen, gestrigen und heutigen Vorsitzenden. Im Mittelpunkt der Streiterei steht der ehemalige Präsident Tommy Manhalter, der sich eigentlich – so sagt es jedenfalls der Ex-Vorsitzende Roland Miller – gar nie hätte Präsident hätte nennen dürfen. Aber das ist wieder eine andere Geschichte. Wer das komplizierte Konstrukt eines Karnevalsvereins verstehen möchte – zumindest das der Alten Kameraden – braucht Zettel, Stift und dazu noch jemanden, der es einem erklärt. So oft, wie hier die Vorsitzenden in den vergangenen Jahren gewechselt haben, da wird einem als Außenstehender ganz schwindlig. Roland Miller war im Amt und gab 2013 hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen auf, aber auch, weil er nicht mehr mit seinem Präsidenten Manhalter konnte. Bodo Meyer und Miguel Speckels folgten, doch auch sie gerieten offenbar mit dem charismatischen Manhalter aneinander und zofften sich.

Von falschen Tatsachen und Schmierereien

Hier beginnt nun der Versuch einer Erklärung, was in diesem seit 64 Jahren bestehenden Verein zurzeit eigentlich passiert: Der Vorstand hat gewechselt, und es kracht. Das Geld in der Kasse stimme nicht, behaupten die einen; wir hatten nie Einblick in die Kasse, sagen die anderen. „Der Manhalter setzt falsche Tatsachen in die Welt und ist für die Schmierereien in der Presse verantwortlich“, sagt Roland Miller. „Das ist alles aus der Luft gegriffen“, sagt Manhalter und pariert Millers Strafanzeige gegen ihn wegen Verleumdung und Geschäftsschädigung mit einer Gegenanzeige.

Dabei ist es gar nicht viel, was da auf dem Konto der Narren liegt. Genau 2346,61 Euro waren es zum Jahreswechsel, in der Kasse befanden sich nach Angaben des Kassierers Bernd Schwallach exakt 18,78 Euro. Weshalb also der ganze Streit? „Manhalter behauptet, der Verein hat Schulden, aber das ist verlogen“, sagt Schwallach.

Manhalter selbst findet zwar auch, dass es sich nicht lohne, wegen des vergleichsweise geringen Betrags zu streiten; die miese Stimmung sei allerdings aufgekommen, als die Vizevorsitzende Brigitte Petrovits ihr Amt übernahm. Schließlich sei sie es gewesen, die sich nie in die Kasse habe schauen lassen. Wer letztlich für die schlechte Atmosphäre zuständig ist, wissen nach einer Kündigungswelle wohl nur wenige der rund 100 übrig gebliebenen Mitglieder. Dass Petrovits allerdings von „Vereinsführung keine Ahnung“ hat, wie in der vergangenen Woche ein erbostes, ausgeschiedenes Vereinsmitglied berichtete, ließ sich am Dienstag durchaus erkennen.

Der Blick geht nach vorne

Bei den etwas chaotisch verlaufenden Wahlen der neuen Amtsinhaber waren zunächst die Regularien nicht ganz klar, dann war die genaue Anzahl der Wahlberechtigten nicht eindeutig. Das Amt des Schriftführers konnte mangels Vorschlägen nicht besetzt werden, der Jugendleiter und der Inventarverwalter ließen sich erst nach mehrmaligem Drängen ins Amt schieben – kommissarisch, wohlgemerkt. Einzig der neue Vorsitzende scheint sich seiner Sache sicher zu sein. Er kennt den Job ja auch. Sein Name lautet Bodo Meyer. Bei allem hin und her und allen Unklarheiten zum Trotz formulierte Miller am Dienstag ein klares Ziel: „Der Verein muss überleben.“