Gewerkschaft und Linkspartei verweisen auf die hohen Belastung im Einzelhandel in der Vorweihnachtszeit. Die Beschäftigten arbeiten häufig in Teilzeit, befristet oder auf Abruf.

Stuttgart - Sowohl die Gewerkschaft Verdi als auch die Linkspartei in Baden-Württemberg weisen unabhängig voneinander auf die hohen Belastungen des Verkaufs- und Pflegepersonals in der Weihnachtszeit hin. Bei einer Solidaritätsaktion will die Linkspartei – die im Südwesten bei der letzten Bundestagswahl auf 6,4 Prozent kam – rund 9000 Schokoladentafeln sowie Infomaterial an Beschäftigte verteilen.

 

„Während sich alle auf eine besinnliche Adventszeit freuen, haben Verkäuferinnen alle Hände voll zu tun“, sagte Sahra Mirow, Landessprecherin der Linken. Ihr Einsatz spiegele sich auf dem Gehaltszettel nicht wider, überdies werde im Einzelhandel oft mit unsicheren Verträgen gearbeitet. „Arbeit auf Abruf“ gehöre sicher in die schlimmste Kategorie, da dort Arbeit je nach Arbeitsanfall vom Beschäftigten abgerufen wird. Hier könnten die Beschäftigten nur hoffen, dass sie am Ende des Monats genug Stunden zusammen haben, um die Miete zahlen zu können. Laut einer DGB-Studie von 2016 entfällt zwölf Prozent der Arbeit auf Abruf auf den Einzelhandel, auf den Gesundheits- und Sozialbereich entfallen sieben Prozent. Auch in der Pflege sei Stress ein Dauerthema.

Verdi verweist auf die hohe Zahl von Teilzeitbeschäftigung und befristeten Arbeitsverträgen im Einzelhandel

Bei Verdi wird betont, dass die Aktion mit der Gewerkschaft nicht abgesprochen sei, es sich aber um „eine nette Geste“ handele, wie Bernhard Franke, Landesfachbereichsleiter Handel bei Verdi, sagt. Ob es Arbeit auf Abruf gebe, sei bei jedem einzelnen Unternehmen gesondert zu betrachten. Tatsache sei die Häufigkeit von Teilzeitbeschäftigung, befristeten Arbeitsverträgen und die Kontingentierung von Arbeitsstunden im Einzelhandel. „Die Löhne sind knapp bemessen und die Beschäftigten in der Regel froh, wenn sie höhere Stundenkontingente einplanen können.“

Bei Teilzeitarbeit sei die Planbarkeit für die Beschäftigten gering. Fürs Weihnachtsgeschäft, das für manche Unternehmen ein Viertel bis ein Drittel des Jahresumsatzes ausmache, werden oft auch Aushilfen eingestellt, etwa Rentner oder Hausfrauen. „In der Weihnachtszeit ist die Belastung fürs Personal hoch. Von ihm wird Freundlichkeit erwartet, gleichzeitig werben wir um Verständnis für die Beschäftigten und bitten die Kunden, ihnen freundlich zu begegnen“, sagt Franke. Eine Verkäuferin (sechstes Berufsjahr) verdiene laut Tarif in Vollzeit 2579 Euro brutto. Aber wegen fehlender Tarifbindung lägen viele der 300 000 im Verkauf tätigen Personen im Südwesten unter diesem Satz.