Die Deutsche Bahn hat ihre Fahrplansimulation für den Stuttgarter Tiefbahnhof an Projektpartner und -gegner übergeben.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn hat am Freitag die sogenannte „Fahrplanrobustprüfung“, also das Ergebnis des sogenannten Stresstests für Stuttgart 21, an die Projektpartner von Land, Stadt und Region übergeben. Auf Drängen des Stuttgart-21-Schlichters Heiner Geißler wurde auch ein Exemplar an die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, die BUND-Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender, versandt.

 

In dem 150 Seiten starken Papier, das der Stuttgarter Zeitung vorliegt, kommt die Bahn zu dem Schluss, dass sie die Vorgaben des Schlichterspruchs erfüllen kann, wonach im neuen achtgleisigen Tunnelbahnhof 49 Zugstopps binnen einer Stunde möglich sein müssen – und dies bei guter Betriebsqualität, also ohne notorische Verspätungen. Dies entspräche dem geforderten Leistungszuwachs von 30 Prozent in der Spitzenstunde zwischen 7 und 8 Uhr morgens gegenüber dem derzeitigen Fahrplan des Kopfbahnhofs.

Verkehrsminister Hermann will sich erst am Montag äußern

Die Analyse des Verkehrskonzerns wird derzeit von den Experten des Schweizer Verkehrsgutachterbüros SMA geprüft und soll am 14. Juli bei einer Sitzung im Stuttgarter Rathaus öffentlich präsentiert werden. Wie komplex die Materie ist, lässt sich daran ablesen, dass sich das baden-württembergische Verkehrsministerium bis zum Montag Zeit ausbedungen hat, um das mit Grafiken und Gleisbelegungsplänen gespickte Bahndokument von seinen Experten analysieren zu lassen. Ein Sprecher von Verkehrsminister Winfried Hermann sagte gegenüber der StZ, man müsse das Papier gründlich prüfen und werde sich erst zu Wochenbeginn dazu äußern.

Kritische Bahnexperten wie Felix Berschin, der für das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 an der Schlichtung teilgenommen hatte, wollen bereits erste Schwachstellen und Unklarheiten im Stresstest ausgemacht haben. Im Gegensatz zum Wortlaut des Schlichterspruchs, habe die Bahn nicht die Spitzenstunde zwischen 7 und 8 Uhr geprüft, sondern den Zugverkehr in der Zeit zwischen 6 und 10 Uhr morgens als Betrachtungszeitraum zugrunde gelegt. Innerhalb von vier Stunden ließen sich naturgemäß auftretende Verspätungen im Tiefbahnhof besser auffangen als wie gefordert in einer Stunde, so Berschin zur StZ. Zudem habe die Bahn bei der Simulation offenbar „massiv Zughaltezeiten gekürzt“.

Unterdessen hat das Aktionsbündnis mit dem Boykott der Stresstestpräsentation gedroht, falls die Bahn den Forderungen nach einer dreiwöchigen Verschiebung des Termins zur eingehenden Prüfung der Unterlagen sowie der Durchführung eines Vergleichsstresstests für den bestehenden Kopfbahnhof nicht nachkomme. Der als Moderator der Veranstaltung am 14. Juli vorgesehene CDU-Politiker Geißler hofft, dass die Projektgegner zumindest an einem Vorgespräch teilnehmen, bei dem am Montag der genaue Ablauf der Präsentation festgelegt werden soll.