Gegner von Stuttgart 21 bezweifeln die durchgesickerten Ergebnisse. Die Landesregierung kritisiert die Bahn für ihre Informationspolitik.

Stuttgart - Gegner von Stuttgart 21 haben massive Zweifel am Ergebnis des Stresstests angemeldet. Es stelle sich die Frage, „ob die Bahn nicht massiv trickst“, sagte der Sprecher der Initiative „Parkschützer“, Matthias von Herrmann, am Sonntag in Stuttgart auf dapd-Anfrage. Die Realität deutscher Bahnhöfe widerspreche dem, was die Bahn in Stuttgart verspreche. Es wäre ein „technisches Wunder“ nötig, um die Vorgaben des Stresstests zu erfüllen.

 

Herrmann warf der Bahn mangelnde Transparenz vor. Die Stuttgart 21-Gegner hätten gefordert, in den Stresstest eingebunden zu werden. Die Bahn habe jedoch weder unabhängige Gutachter zugelassen noch das Verfahren selbst transparent gestaltet. Der Konzern müsse nun sämtliche Fakten zum Stresstest auf den Tisch legen und auch die Rohdaten veröffentlichen, die zu dem Ergebnis geführt hätten. Andernfalls werde der Volkszorn weiter geschürt.

Geißler und Hermann wollen ein Vorgespräch

Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) und Schlichter Heiner Geißler planen ein Vorgespräch mit allen Beteiligten für die Präsentation des Stuttgart- 21-Stresstests. Man wolle Einvernehmen über die Rahmenbedingungen herstellen, sagte ein Ministeriumssprecher am Sonntag auf Anfrage. Hermann und Geißler hatten sich in Tübingen getroffen.

Das Vorgespräch mit den Trägern des umstrittenen Bahnprojektes und Vertretern des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 solle in den kommenden Tagen stattfinden. Ein genauer Termin stehe noch nicht fest. Die Präsentation der Testergebnisse ist am 14. Juli geplant.

Geißler hatte kürzlich die Moderation des Stresstests infrage gestellt. Er werde das Ergebnis nur dann selbst vorstellen, wenn die Ausgangsdaten für diese Untersuchung unter allen Beteiligten unumstritten seien. „Wenn sich herausstellt, dass kein Einvernehmen über die Zugrundelegung der Standards erfolgt ist, dann werde ich das Ergebnis auch nicht präsentieren“, hatte er in einem Interview gesagt.

Landesregierung kritisiert Informationspolitik

Die grün-rote Landesregierung hat verärgert darauf reagiert, dass die Ergebnisse des Stresstests vorab bekanntgeworden sind. Regierungssprecher Rudi Hoogvliet wertete dies am Sonntag auf Anfrage als „einseitige Äußerung der Bahn“, mit der versucht werde, Einfluss auf die Öffentlichkeit zu nehmen.

Die Bahn habe bisher den 1. Juli als Stichdatum genannt und angegeben, vorher nichts zum Ausgang des Stresstests sagen zu können, da die Simulationen noch liefen. Dass das Ergebnis jetzt schon bekanntgeworden sei, sei ein Beispiel für die unzureichende Informationspolitik der Deutschen Bahn, kritisierte Hoogvliet. Statt die Beteiligten zu informieren, würden die Ergebnisse an die Presse weitergereicht. Die Bahn habe es nicht geschafft, der Landesregierung die entsprechenden Unterlagen zuzuschicken. Eine Bewertung sei daher bislang nicht möglich.

Der Sprecher forderte die Bahn auf, vorliegende Erkenntnisse zum Stresstest an die Projektträger weiterzuleiten. Zum Schlichtungsverfahren gehöre dazu, größtmögliche Transparenz zu gewährleisten. Eine allgemeine Akzeptanz des Ergebnisses könne nur dann erreicht werden, wenn ein hohes Maß an Information gewährleistet werde und diese frühzeitig zur Verfügung gestellt würden.