Der Weg an der Streuobstwiese im Kressart ist nicht länger asphaltiert. Das hält Autofahrer aber nicht davon ab, ihn als Abkürzung zu nutzen – ebenso wenig wie Baustellenzäune.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Sonnenberg - Für den Verkehr ist der entsiegelte Weg derzeit gesperrt – auch für Fußgänger. Sie laufen über die Streuobstwiese an der Baustellenabschrankung vorbei. Den Spuren im Grün zu urteilen sind sie nicht die Einzigen: Breite Reifenspuren zeugen davon, dass auch Autos über die Wiese fahren, um an der Absperrung vorbei zu kommen. Diese Beobachtung bestätigt Götz Freudenberg. Der Sonnenbergerer ist regelmäßig mit seinem Hund an der Streuobstwiese im Kressart unterwegs. „Ich laufe hier jeden Tag vorbei und sehe Autofahrer, die den Weg als Abkürzung nutzen“, sagt Freudenberg. Der Weg ist sozusagen die Verbindung zwischen der Kaltentaler Christian-Belser-Straße beziehungsweise der Sonnenbergklinik und der Straße Im Betzengaiern in Sonnenberg. „Der Baustellenzaun hält die Fahrer auch nicht ab. Sie fahren einfach über die Wiese“, ärgert sich Freudenberg. „Das kann doch nicht Sinn der Sache sein.“

 

Anwohner wünschen sich eine Schranke

Der Weg unterhalb der Streuobstwiese, welche seit 1998 Teil des Landschaftsschutzgebietes Dornhalde-Haldenwald ist, ist im September entsiegelt worden. Das heißt, dass der Asphalt abgetragen und stattdessen eine wasserdurchlässige Schicht aus Schotter und Sand aufgebracht worden ist. Mit der Zeit wird sich das Gemisch verfestigen.

Insbesondere die Anwohner Im Betzengaiern sind von dem Schleichverkehr betroffen. Denn die Autos fahren durch das Wohngebiet in Richtung Laustraße und zur B 27, beziehungsweise wieder zurück. Die Anwohner wünschen sich eine Schranke an beiden Enden des Weges. „Eine, an der man nicht einfach vorbeifahren kann. Damit wäre das Problem mit dem Schleichverkehr gelöst“, sagt Freudenberg. Bislang hat die Stadtverwaltung aber keine Sperrung des Wegs in Betracht gezogen – sehr zum Ärger der Anwohner.

2017 habe es Verkehrszählungen im Kressart gegeben, berichtet Freudenberg. Während der Faschingsferien habe über mehrere Tage eine „Zählbox“ dort gestanden. Über das Ergebnis der Zählung sei aber nichts bekannt.

Die Autofahrer fahren einfach über die Wiese

Die Zählungen seien nicht zu Fasching, sondern an zwei Tagen im Mai durchgeführt worden, ist einem E-Mailverkehr zwischen dem Sonnenberger und der Stadt zu entnehmen. Außerhalb der Schulferien, um aussagekräftige Werte zu erhalten, wie der Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde schreibt. „Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass unter den gezählten Fahrzeugen auch solche von Berechtigten gewesen sein konnten, war nur ein sehr mäßiger Schleichverkehr zu verzeichnen“, heißt es in der Mail. Freudenberg glaubt das nicht. „Ich habe den Kasten an Fasching doch gesehen. Ich schätze, das Ergebnis war so, dass es eine Schranke tatsächlich rechtfertigen würde, und deshalb wurde es unter den Tisch gekehrt“, wirft er der Stadt vor. Es komme der Eindruck auf, die Verwaltung wolle schlicht nicht handeln. Eine Nachfrage unserer Redaktion bei der Stadt zu den Verkehrszählungen blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Die Einschätzung der Straßenverkehrsbehörde, der Rückbau der Asphaltfläche wirke dem Schleichverkehr entgegen, „weil die Strecke dann für die Autofahrer eher noch unattraktiver wird“, werde durch die aktuelle Situation widerlegt. Nicht einmal durch die Bauarbeiten lasse sich der Schleichverkehr beeinflussen. „Die Fahrer umfahren die auf dem Weg befindlichen Sperrungen und die Baustelle auf der Streuobstwiese! Es wird alles plattgewalzt, was im Weg steht, und die Wiese zeigt schon nach wenigen Tagen deutliche Fahrspuren. Von wegen ‚eher noch unattraktiver’!“, formuliert es Freudenberg in seiner Mail an die Straßenverkehrsbehörde.

Entsiegelung war im Bezirksbeirat gefordert worden

An einigen Stellen auf der Wiese sind nun abgestorbene Äste der Obstbäume als Barriere in die „Fahrspur“ gezogen worden. Doch auch die werden einfach umfahren, berichtet Freudenberg.

Die Entsiegelung des Wegs unterhalb der Streuobstwiese war auch im Möhringer Bezirksbeirat gefordert worden. Denn 2012, als der Weg oberhalb der Wiese asphaltiert wurde, weil er als Umleitungsstrecke während der Bauarbeiten an der Abraham-Wolf-Straße und im Sonnenbühl benötigt wurde, habe man dieser Maßnahme nur unter der Prämisse zugestimmt, dass der Weg wieder zurückgebaut werde. Weil der steile Weg oberhalb der Obstbäume aber von vielen Fußgängern genutzt werde und asphaltiert besser begehbar sei, hat man sich darauf verständigt, stattdessen den unteren Weg zu entsiegeln. Das empfahl sich auch, weil der Asphalt ohnehin in einem schlechten Zustand gewesen sei und bald hätte ausgebessert werden müssen, hieß es 2016 im Bezirksbeirat.