An mit sogenannten Gelben Bändern markierten Obstbäume darf sich jeder bedienen. Die Stadt Stuttgart hat das bisher abgelehnt – nun gibt es aber einen Testlauf.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Im vergangenen Herbst hat der Eigentümerverein Haus & Grund den „teils beklagenswerten Zustand städtischer Streuobstwiesen“ angemahnt. Im Fokus stand ein Grünstreifen zwischen Sillenbuch und Riedenberg mit „zahlreichen verkümmerten Bäumen, die nicht einmal ansatzweise gepflegt waren“, so die Darstellung von Haus & Grund. Ein solcher Zustand stehe einer Stadt, welche die Streuobstwiesen als Teil ihrer Kulturlandschaft betrachte, schlecht zu Gesicht, sagte die Vereinsführung damals.

 

Mittlerweile stehen dort elf neue Bäumchen. Die älteren Gehölze wurden geschnitten. „Die Wiese stand in der Kritik. Bei Hinweisen aus der Bevölkerung prüft das Garten-, Friedhof- und Forstamt diese und setzt gegebenenfalls Maßnahmen um“, erklärt die Pressestelle in einer schriftlichen Stellungnahme auf Nachfrage unserer Zeitung.

Die Idee wurde beim Runden Tisch Landwirtschaft diskutiert

Spaziergänger auf den Fildern können sich also nun über den neuen Anblick freuen, pflücken oder das Obst vom Boden auflesen dürfen sie aber nicht. In manchen Kommunen in der Region können Streuobstwiesenbesitzer ihre Bäume mit sogenannten Gelben Bändern markieren. Diese zeigen an, dass jeder die Äpfel, Birnen oder Zwetschgen ernten darf. Die Stadt Stuttgart lehnte das aber bisher strikt ab. „Nach unseren Recherchen funktionieren die Gelben Bänder nicht, da viele Obstwiesenbesitzer keinen Überblick haben, wer dann wie erntet. Bei unsachgemäßer Ernte können Bäume zum Beispiel geschädigt werden“, so eine Stellungnahme der Stadt vom 4. Oktober.

Dennoch sollen ebendiese Gelben Bänder nun im Stadtbezirk Weilimdorf getestet werden. Die Idee sei beim Runden Tisch Landwirtschaft aufgekommen und im Beisein verschiedener Akteure mit Oberbürgermeister Frank Nopper diskutiert worden, erklärt die Pressestelle. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt sei aufgefordert worden, diese zu prüfen und nach Möglichkeit umzusetzen. Daher werde es in diesem Jahr Gelbe Bänder erstmals auch in Stuttgart geben, und zwar in den Stadtteilen Hausen, Giebel und Wolfbusch. Die Flächen würden sich in städtischer Verwaltung befinden und keine sensiblen Biotope betreffen, schreibt die Pressestelle. Nach Ende der Erntezeit werde man die Bäume auf eventuelle Schäden prüfen. Ob die Aktion in den kommenden Jahren fortgeführt werde, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt offen.

Der Eigentümerverein Haus & Grund, der die Gelben Bänder bereits in der Vergangenheit gefordert hatte, spricht von einer „bürgernahen Lösung“. Er wünscht sich, dass das zunächst zeitlich und örtlich beschränkte Verfahren künftig auf ganz Stuttgart ausgeweitet werde.