Streuobstwiesen Jetzt geht es den Misteln an den Kragen

Der Nabu finanziert eine städtische Aktion zur Beseitigung von Misteln auf privaten Streuobstwiesen in Leinfelden-Echterdingen. Die Zweige der Schmarotzerpflanzen können Bäume absterben lassen.
Leinfelden-Echterdingen - Ein Mistelzweig hat in der Vorweihnachtszeit eigentlich eine positive Bedeutung – vor allem für Paare, die sich darunter küssen. Für einen Baum aber ist es denkbar schlecht, wenn sich Misteln bei ihm einnisten. Sie entziehen ihm Feuchtigkeit und Mineralien und lassen ihn im äußersten Fall absterben. Deshalb veranlasst die Stadt Leinfelden-Echterdingen, dass derzeit auf privaten Streuobstwiesen die Misteln aus den Bäumen entfernt werden.
Jürgen Schmid sägt einen Mistelzweig nach dem anderen ab. „Mit einer Maßnahme wird nicht alles erledigt sein“, sagt der Obstbaumpfleger, „die Misteln haben unten eine Art Wurzel, die unterhalb der Baumrinde verläuft, deshalb werden sie neue Sprossen austreiben“. Den ganzen Ast des Baumes kann er nicht entfernen, weil er ein wichtiger Lebensraum für verschiedene Tierarten ist. Im Bereich Unteres Tor und Brühlländer fängt Jürgen Schmid an, die Misteln von privaten Streuobstbäumen zu entfernen. Auf lange Sicht hat die Stadt aber mehr vor. „In Musberg und in Richtung Stetten gibt es auch Bereiche, wo es nötig wäre“, sagt Martin Frick von der Stadtverwaltung.
Der Mistelbefall sei lange Zeit kein akutes Problem gewesen
Viele Besitzer von Streuobstwiesen würden die Misteln nicht oder nicht richtig entfernen. Einige könnten es körperlich nicht, bei anderen ist die Streuobstwiese eine Gemeinschaftsanschaffung und niemand fühlt sich zuständig, wieder andere würden es einfach falsch machen, zählt Martin Frick mögliche Gründe für dieses Versäumnis auf. „Sachkundige Bürger entfernen die Misteln selbst, und die Stadt macht das an ihren Bäumen natürlich auch“, sagt er. Für alle anderen, die eine Streuobstwiese im Aktionsgebiet haben, gilt das Angebot der Stadt. Die betroffenen Eigentümer sind angeschrieben worden.
Lange Zeit war der Mistelbefall kein akutes Problem. „Das kam erst in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren auf“, sagt Rolf Gastel vom Vorstand des Naturschutzbundes (Nabu) Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen, „aber auf einmal kam der Befall mit aller Macht“.
Ein Verein sammelt einige abgeschnittene Misteln
Da Streuobstwiesen ein Zuhause für viele Tier- und Pflanzenarten sind, ist es dem Nabu wichtig, diese zu schützen. Deshalb unterstützt der Verein die Mistelaktion der Stadt mit 1000 Euro. „Das ist eine Startfinanzierung, die die Gemeinde anstoßen soll“, sagt Gastel. Bisher geht dieser Plan auf: Bei der aktuellen Aktion ist der Nabu für die Finanzierung und die Stadt für die Entsorgung der Misteln zuständig. Bei einer nächsten Aktion möchte die Stadt die Bezahlung übernehmen und mit dem Obst- und Gartenbauverein zusammenarbeiten. „Wir hoffen, dass es weitergeht und dass wir vielleicht nächstes Jahr im Herbst an Bäumen in Musberg arbeiten können“, sagt Frick.
Hat sich ein Mistelzweig oben in einem Baum eingenistet, kann er sich selbst nach unten ausbreiten, weil die Samen dann einfach nach unten fallen. Außerdem verbreiten sich die Samen über Vögel. Der Fachwart Jürgen Schmid stellt bei seiner Arbeit fest, dass Misteln auf Streuobstwiesen nur an Apfelbäumen zu finden sind. „An Birnen, Zwetschgen und Kirschen habe ich noch keine gesehen“, sagt er. Diese Bäume seien sensibler, würden den Eindringling spüren und sich eher dagegen wehren als Apfelbäume.
Auch andernorts werden derzeit Misteln von Streuobstwiesen entfernt. Der Verein Schwäbisches Streuobstparadies sammelt einige abgeschnittene Misteln und stellt sie im Einzelhandel zum Verkauf. So können die Zweige von Dezember an unter anderem im Edeka in Waldenbuch und Bonlanden gekauft werden.
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