Ab dem 1. November soll das Strohgäu zur Umweltzone „Leonberg, Hemmingen und Umgebung“ werden. Dann dürfen nur noch Autos mit grüner Plakette fahren. Die Bürgermeister der betroffenen Kommunen begrüßen das.

Strohgäu - V om Spätherbst dieses Jahres an sollen Hemmingen, Schwieberdingen, Korntal-Münchingen, Ditzingen und Gerlingen eine Umweltzone im Strohgäu bilden. „Das ist ein großer Schritt für uns“, sagte Hemmingens Bürgermeister Thomas Schäfer. Messungen in Hemmingen im Jahr 2011 hatten diesen Schritt des Regierungspräsidiums Stuttgart (RP) ausgelöst. Der Gemeinderat hatte die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) beauftragt, in der Hauptstraße die Stickoxidwerte festzustellen. Man beschränkte sich darauf, weil dies nur rund 3500 Euro kostete, so Schäfer. Die Analysen liefen bis Ende 2011; die Ergebnisse zwangen das RP zum Handeln.

 

„Der Immissionsgrenzwert für Stickoxid von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter war als Jahresmittelwert nicht nur kleinräumig überschritten“, so der RP-Sprecher Peter Zaar. „Damit waren wir verpflichtet, einen Luftreinhalteplan für Hemmingen aufzustellen.“ Dazu gehöre auch eine Umweltzone. Im Durchschnitt sind die Stickoxidwerte dort drei Prozent niedriger. Das RP habe prüfen müssen, „ob der Hemminger Wert nicht ein Ausreißer nach oben war“. Außerdem habe man analysiert, welche Schritte erfolgsversprechend seien. „Es bringt wenig, einen Ort in die Umweltzone einzubeziehen, wenn dann der Verkehr durch die Nachbarkommune fließt.“

RP will Vorschläge aus der Bürgerschaft aufgreifen

Ab Juni sollen die Bürger der betroffenen Kommunen Gelegenheit zur Stellungnahme haben. Weder sie noch die Gemeinderäte können aber die Einrichtung einer Umweltzone verhindern. „Wir wollen jedoch gute Vorschläge aufgreifen.“ Von November 2013 an soll die Umweltzone Leonberg/Hemmingen und Umgebung gelten.

Joachim Wolf, Bürgermeister von Korntal-Münchingen begrüßt, dass seine Kommune in der Umweltzone liegt. „Das bringt uns Klarheit. Denn wir müssen sowieso seit langem durch eine Umweltzone.“ Bisher gilt für die Bewohner der Bindestrich-Stadt nämlich eine komplizierte Sonderregelung. Da es keine Verbindungsstraße zwischen Korntal und Münchingen gibt, fahren die Einwohner den Umweg über Stuttgart-Weilimdorf – denn in der Landeshauptstadt dürfen schon jetzt nur noch Autos mit grüner Plakette fahren.

Wolf sieht den engen Zeitrahmen kritisch

Wolf ist überzeugt, dass die Umweltzone die Lebensqualität in der Kommune heben wird. Dabei denkt er weniger an den Ausweichverkehr. „Aber unser Stadtteil Kallenberg liegt direkt an der B 10.“ Kritisch sieht er jedoch den „engen Zeitrahmen“ bis zur Einführung im November.

Ähnlich bewertet man die Situation in Ditzingen. „Grundsätzlich stehen wir der Umweltzone positiv gegenüber“, sagt der Stadtsprecher Guido Braun. Auch wenn Ditzingen an der Autobahn liege und daher weniger von der Umweltzone profitiere – „es ist nur logisch, dass auch wir drin sind“. Allerdings: nicht nur private Autohalter und das Gewerbe müssen nachrüsten. Auch im Fuhrpark von Ditzingen stehen vier Autos, die von November an nicht mehr durch die Stadt fahren dürfen. „Drei können wir nachrüsten, eines hat aber eine rote Plakette. Das werden wir ersetzen müssen.“ Braun geht von Kosten bis zu 80 000 Euro aus. Eine Änderung in der Grenzziehung der Umweltzone habe Ditzingen bereits angeregt, so Braun. Diese werde nun vom Regierungspräsidium geprüft: „Wir würden bei Vaihingen-Pulverdingen die B 10-Kreuzung gerne in die Umweltzone reinnehmen. Sonst kommt es zu Ausweichverkehr bei Ditzingen-Heimerdingen.“

Der Lückenschluss zwischen Leonberg, Stuttgart und Ludwigsburg sei sinnvoll, meint Gerlingens Bürgermeister Georg Brenner – auch wenn sich für seine Stadt wohl nicht viel ändern werde. Wichtig sei, dass die bereits bestehenden LKW-Durchfahrtsverbote nicht angestattet würden.

„Wir wollen großräumige Lösungen“

Der Vizelandrat Utz Remlinger begrüßte die neue Regelung, „wir haben seit langem großräumige Lösungen anstatt der Inseln angeregt“. Es seien nur relativ wenige Fahrzeughalter betroffen: Im Kreis gebe es 295 000 Fahrzeuge mit grüner Plakette, bei 7000 mit gelber und 1674 mit roter. Anträge auf Sondergenehmigungen müsse das Landratsamt „sehr restriktiv handhaben“.

Eine Stadt, die seit Jahren in die Umweltzone im Kreis Ludwigsburg aufgenommen werden will, bleibt jetzt wieder außen vor: Remseck. „Wir haben das vehement gefordert“, sagt der Erste Bürgermeister Karl-Heinz Balzer. Im vergangenen Sommer sei eine Delegation mit dem OB Karl-Heinz Schlumberger im RP gewesen, und die Experten hätten eines versichert: „Wir sollen von der Umweltzone profitieren, ohne selbst drin zu sein“, sagt Balzer.