Die Reinigung des Abwassers in der Landeshauptstadt wird 2023 teurer. Die Gebühr für den Anteil des Niederschlagswassers sinkt leicht.

Die Energiekrise mit stark steigenden Preisen für Strom bekommt auch die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) zu spüren. Ihre Anlagen sind Energiefresser, allein die Kläranlage in Münster benötigt rund 26 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Für 2023 kalkuliert der Betrieb SES mit einer Verdoppelung der Stromkosten von 5,8 auf 11,6 Millionen Euro. Auch spezielle Betriebsstoffe wie Fällmittel verteuern sich, die Personalkosten sollen dagegen um 800 000 Euro sinken. Insgesamt kalkuliert der städtische Eigenbetrieb mit einem Aufwand von 94,5 Millionen Euro, von denen rund 47,5 Millionen für den Betrieb des Kanalnetzes nötig sind. Außerdem sind mit 84,6 Millionen Euro erneut hohe Investitionen für letztlich sauberes Abwasser geplant.

 

Gesplittete Gebühr

Die Gesamtsumme muss durch die Gebührenzahler aufgebracht werden, die 2023 in Stuttgart tiefer in die Tasche greifen müssen. 4,5 Millionen Euro, die der Betrieb von 2018 bis 2021 zu viel erhob und nun zurückführt, dämpfen den Aufschlag. Die Gebühr ist gesplittet in einen Obolus für Schmutz- und Niederschlagswasser. Die für das Schmutzwasser steigt mit dem Jahreswechsel von 1,66 auf 1,73 Euro pro Kubikmeter, also um 4,2 Prozent. Maßgebend ist die bezogene Menge Frischwasser. Die Gebühr für das Niederschlagswasser wird gesenkt, und zwar von 0,70 auf 0,68 Euro, also um 2,9 Prozent.

2022 war die Gebühr gesenkt worden

Was das für einen Familienhaushalt mit 120 Kubikmeter Wasserbezug und 80 Quadratmeter registrierter Niederschlagsfläche bedeutet? SES nennt eine Gesamt-Abwassergebühr von 263 statt bisher 255 Euro im Jahr, das wäre dann ein Aufschlag von 3,1 Prozent. Für das Jahr 2022 war die Gebühr übrigens gegenüber 2021 um je drei Cent pro Kubik- und Quadratmeter gesenkt worden, weil hohe Rücklagen an die Kundschaft zurückgegeben werden mussten. Die Gebühr ist für das kommende Jahr erneut mehr als kostendeckend kalkuliert. Es wird mit einem Überschuss von zwei Millionen Euro gerechnet. Im Bundesvergleich der Großstädte mit mehr als 500 000 Einwohnern schneidet Stuttgart bei den Abwassergebühren gut ab. Der Schnitt liegt bei 334 Euro, Spitzenreiter war 2022 Essen, wo die Musterfamilie 556 Euro bezahlen musste, gefolgt von Dortmund (380 Euro) und Hannover (371). Günstiger als Stuttgart lag Nürnberg mit 235 Euro.