Bis 2032 sollen 50 000 Haushalte in Stuttgart einen Smart Meter haben. Er gilt als zentral im neuen Stromsystem, bisher ist aber nur ein Bruchteil der Haushalte damit ausgestattet. Wir waren bei einer Montage dabei, die recht flink geht.
Wenn Jan Bader den Sicherheitskoffer öffnet, sind alle Kameras aus. Die sogenannte Safety-Box sieht ein bisschen aus wie eine große Kühlbox. „Datenschutztechnisch bewegen wir uns zwischen Onlinebanking und Bundeswehr“, sagt der Monteur von Stuttgart Netze, der an diesem Vormittag Smart Meter für die Musikschule und einen Kindergarten in Stuttgart-Feuerbach installiert.
Im Sicherheitskoffer befinden sich Smart-Meter-Gateways, jeweils etwas größer als eine Zigarettenschachtel. Sie gelten als zentral im künftigen Stromsystem, als Herzstück. Sie edeln einen Zwei-Richtungs-Zähler zu einem Smart Meter.
Ein Zwei-Richtungs-Zähler ist zwar – im Gegensatz zu einem analogen Zähler – auch eine moderne Messeinheit, aber er kommuniziert nicht, sondern muss vor Ort abgelesen werden. In manchen Fällen ist er bereits Pflicht: wenn der Stromverbrauch 6000 Kilowattstunden übersteigt, wenn eine energieerzeugende Anlage mit mehr als sieben Kilowatt Leistung, eine Wärmepumpe oder eine Wallbox installiert wird. Oder wenn man einen dynamischen Stromtarif nutzen will.
Es dauere etwa eine halbe Stunde, um einen Smart Meter zu installieren, sagt der Monteur, der inzwischen meistens im Büro arbeitet. Abgearbeitet werden in erster Linie Pflichtfälle. So flink einem eine halbstündige Montage pro Gerät vorkommen mag, so hat doch erst ein Bruchteil von Haushalten einen Smart Meter: circa zwei Prozent. Theoretisch hat jeder seit Januar 2025 Anspruch auf einen Smart Meter. Zum Beispiel wenn man einen dynamischen Stromtarif nutzen will. „Aber die freiwilligen Anfragen halten sich in Grenzen“, sagt Jan Bader von den Stuttgart Netzen.
Insgesamt schätzen sie, dass in Stuttgart insgesamt 50 000 Gateways bis 2032 verbaut werden müssen, sagt Maximilian Hugger, der Sprecher von Stuttgart Netze. 20 Prozent davon möchte man bis Ende 2025 erledigt haben. „Das ist nicht zu unterschätzen, aber das werden wir schaffen“, sagt Hugger. Bis 2032 sollen dann 95 Prozent der Pflichtfälle ausgestattet sein. Bis dahin sollen zudem laut Gesetz sämtliche analoge gegen moderne digitale Messeinheiten getauscht sein – auch wenn nicht zwingend mit Smart-Meter-Gateway.
Nicht immer lässt sich ein Zählerplatz übrigens auf einen Smart Meter umrüsten. Immer wieder bekommen die Monteure auch Drähte mit stoffummantelten Leitungen zu Gesicht. In solchen Fällen müsse zunächst ein Elektriker den Zählerplatz ertüchtigen, sagt Jan Bader.
Kindergarten und Musikschule in Stuttgart-Feuerbach sind nun beim Strom smart unterwegs. Als letzten Akt, bevor er den Sicherheitskoffer wieder verschließt, plombiert Jan Bader den Smart Meter mit seiner persönlichen Plombierzange. Damit eindeutig nachzuvollziehen ist, wer hier zuletzt dran war. Fotos für die Dokumentation, fertig, weiter geht’s.