Die Initiatoren der Bürger Energiegenossenschaft Remstal (BEG) befürchten, eine bürgerschaftliche Beteiligung an einem Regionalwerk sei nicht gewünscht.

Rems-Murr-Kreis - Bei der Neuordnung des Stromnetzbetriebes im Remstal gibt es Unruhe. Die Initiatoren der Bürger Energiegenossenschaft Remstal (BEG) sind mit dem Vorwurf an die Öffentlichkeit getreten, eine bürgerschaftliche Beteiligung an einem Regionalwerk sei überhaupt nicht gewünscht. Aus zwei unabhängigen Quellen habe man erfahren, dass man nicht mehr zum Bieterkreis um ein künftiges Remstalwerk zähle. „Wir müssen annehmen, dass sich die Kommunen ernsthaft gegen Bürgerbeteiligung entscheiden möchten“, sagte der Sprecher der in Gründung befindlichen Genossenschaft, der Schorndorfer Architekt Rüdiger Mattauch, am Donnerstag bei einem von der BEG anberaumten Pressegespräch. In dessen Verlauf wurde zudem bekannt, wer die aussichtsreichsten Bieter sind: die EnBW, die Energieversorgung Schönau sowie eine Bietergemeinschaft aus den Stadtwerken Schorndorf, Fellbach und den Albwerken aus Geislingen.

 

Arbeitsgemeinschaft gegründet

Aus der Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Strom in Winterbach wurde dies allerdings nicht bestätigt. Eine Absage an die BEG, die im Duo mit den Stadtwerken Schwäbisch Hall aufgetreten war, sei nicht verschickt worden, sagte der Winterbacher Kämmerer Ulrich Wallkamm auf Anfrage. Solange dies nicht erfolgt sei, sei die BEG Teil des Verfahrens. „Es ist ein einmaliger Vorgang, dass einer der Bieter um das Stromnetz dies zum jetzigen Zeitpunkt an die Öffentlichkeit zerrt“, monierte der Winterbacher Kämmerer . Man müsse daher überlegen, ob die Verhandlungen mit der BEG „überhaupt noch Sinn machen“.

Wie berichtet, haben Kommunen im Remstal, deren Konzessionsvertrag mit der EnBW Ende des Jahres ausläuft, eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, um den Kauf ihrer Stromnetze und deren künftigen Betrieb zu organisieren. Am Verfahren beteiligt sind zurzeit Urbach, Winterbach, Remshalden, Weinstadt und Kernen.

Überlegungen zu einer Genossenschaft

Parallel dazu entstanden Überlegungen zu einer Genossenschaft, bei der Bürger ihr Kapital zum Kauf eines Netzes und zur Stromerzeugung einbringen.Die Gruppe veranstaltete regelmäßige Informationsabende unter dem Überbegriff Ratschlag und schickte sich an, privates Kapital zum Kauf des Stromnetzes anzuwerben. Es lägen bereits Zusagen von mehr als 30 Interessenten mit mehr als 340 000 Euro vor, hieß es am Donnerstag seitens der BEG. Vergleichbare Initiativen zeigten, dass es kein Problem darstelle, noch mehr Geld anzuwerben. Überdies sei die Genossenschaft dabei, sich mit anderen Gruppen wie dem Solarverein Weissach zu vernetzen. Ziel sei auch, sich gemeinsam der Windenergie zu widmen.

Fachwissen hinzukaufen

Die vermuteten Vorgänge innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Netz erklären sich die BEG-Aktiven damit, dass es speziell in Weinstadt und Kernen Strömungen gebe, die ein genossenschaftliches Engagement nicht wünschten. Zudem würden Ängste geschürt, eine Genossenschaft verfüge nicht über die fachliche Kompetenz, den Betrieb eines Stromnetzes zu managen. Dem stehe entgegen, dass eine Gruppe von Ingenieuren zu den Gründungsmitgliedern zähle. Zudem sei es kein Problem, sich das Fachwissen für den Betrieb eines Stromnetzes von andere Stelle hinzuzukaufen. „Das könnte sogar die EnBW sein“, sagte das Gründungsmitglied Bernd Leibbrand gestern. Das Hauptargument für eine Bürgerbeteiligung sei, dass das eingesetzte Kapital dann vor Ort bleibe und nicht abfließe.

Die BEG kündigte an, trotz des vermeintlich verlorenen Verfahrens sich in jedem Fall gründen zu wollen. Man wolle den Bürgern auch außerhalb des Regionalwerks eine Möglichkeit geben, sich an der umweltfreundlichen Stromerzeugung vor Ort zu beteiligen.