Zum 1. Januar 2013 hat die EVF die Konzession für das Göppinger Stromnetz. Nur die Leitungen gehören immer noch der EnBW. Spielt der Energieriese auf Zeit?

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen/Eislingen - Das Göppinger Stromnetz bleibt länger im Besitz der EnBW als geplant. Eigentlich sollte es zum Jahresende ins Eigentum der Stadtwerke und ihrer Tochtergesellschaft Energieversorgung Filstal (EVF) übergehen. Doch von diesem Zeitplan habe man mittlerweile Abstand nehmen müssen, erklärte der Chef von EVF und Stadtwerke, Martin Bernhart, auf Anfrage. Er rechne mittlerweile mit einer Netzübergabe zum 1. Juli 2013. Allerdings sei auch dieser Termin ehrgeizig. „Wir haben noch etliche Dinge abzuarbeiten.“

 

Auch das Stauferwerk muss warten

Bei der EnBW wollte man sich auf kein Datum festlegen. „Wir sind in Verhandlungen und befinden uns auf einem guten Weg“, sagte die Sprecherin des Regionalzentrums Alb-Neckar in Kirchheim, Sabrina Neudeck. „Wir haben wesentliche Meilensteine erreicht.“ Allerdings sei der Fall ziemlich komplex, was auch daran liege, dass gleich zwei zusammenhängende Gebiete gleichzeitig entflechtet werden müssten. Auch in Eislingen, Donzdorf und Ottenbach läuft die EnBW-Konzession zum Jahresende aus. Die drei Kommunen haben zusammen mit dem Geislinger Albwerk das Stauferwerk gegründet und wollen das Netz ebenfalls in kommunaler Trägerschaft betreiben.

Im vergangenen Jahr hatten sich die Gemeinderäte für diesen Weg entschieden. Seither wird intensiv und parallel mit der EnBW über die notwendigen Entflechtungsvereinbarungen verhandelt. Mittlerweile liegen sie laut Bernhart zur Unterschrift vor. „Wir sind zufrieden. Jetzt geht es in die Planungsphase“, sagte der EVF-Chef. Nun müssen die Netze auch physikalisch aus dem EnBW-Verbund herausgelöst werden. Dazu sind neue Leitungen, zusätzliche Messstellen und Umbauten an den Umspannwerken nötig. Sowohl der alte als auch die künftigen Netzbetreiber sind gefordert. „Wir werden im November mit den ersten Baumaßnahmen beginnen“, kündigte Bernhart an. Die EnBW nannte keinen Termin. Auch der Preis, zu dem das Göppinger Netz am Ende den Besitzer wechseln soll, ist noch offen. Bisher war in den Prognosen der EVF von 24 Millionen Euro die Rede. Sollten sich die beiden Beteiligten nicht einigen, ist auch eine gerichtliche Entscheidung denkbar.

Anderswo ist es nicht besser

Göppingen und die drei Nachbarkommunen sind kein Einzelfall. Auch in Ludwigsburg hatte der Gemeinderat im vergangenen Jahr beschlossen, das Stromnetz vom 1. Januar 2013 an in Eigenregie zu führen. Ähnliche Beschlüsse gab es in Lenningen und im Remstal. Doch nirgendwo werde sich der Übergabetermin halten lassen, räumte Neudeck ein. In Ludwigsburg ist man darüber ziemlich verärgert. Die Stadtwerke Ludwigsburg/Kornwestheim (SWLB) trügen jedenfalls keine Schuld an der Verzögerung, erklärte der SWLB-Chef Bernd Skaletz. „Wir hätten es hinbekommen.“ Man habe sogar schon neue Mitarbeiter eingestellt.

Für die Stromkunden hat die Verzögerung keine gravierenden Auswirkungen. Die Abrechnungskarte, auf die der Verbraucher den selbst abgelesenen Strombezug einträgt, wird nun eben noch ein weiteres Jahr von der EnBW verschickt. Die Verträge mit dem jeweiligen Stromlieferanten bleiben davon ohnehin unberührt. Ansonsten läuft alles weiter wie bisher. In den Verträgen sei eine Karenzzeit von einem Jahr vorgesehen, sagte Bernhart. Damit sind auch die Kämmerer auf der sicheren Seite. Die EnBW zahlt noch einmal die gesetzlich festgelegte Konzessionsabgabe.