Angesichts der neuen Stromtrassenpläne atmet man im Osten des Rems-Murr-Kreises auf. Weiter westlich hält sich die Freude angesichts einer Remstalquerung zwischen Remshalden und Winterbach und des Schnitts durch die Berglen allerdings in Grenzen.
Rems-Murr-Kreis - Für den Kreis gibt es noch keine Entwarnung – so kommentiert der Rems-Murr-Landrat Johannes Fuchs die Neuplanungen für die Stromverbindungen zwischen dem Norden und dem Süden des Landes. Die jetzt bei der Bundesnetzagentur eingereichte Überarbeitung (wir berichteten) sieht eine an die Windparks in der Nordsee angebundene Trasse namens Südlink vor, die bei Wendlingen im Kreis Esslingen enden soll. Der knapp zehn Kilometer breite Korridor namens „6WDL“ würde den Rems-Murr-Kreis von Murrhardt im Norden bis zum Schurwald zwischen Schorndorf und Remshalden im Süden durchqueren. Dafür würde jene Trasse wegfallen, die über Goldshöfe (Ostalbkreis) durch den Osten des Rems-Murr-Kreises bis Bünzwangen (Kreis Esslingen) geplant war, und heftige Proteste ausgelöst hatte.
Das Aufatmen im oberen Remstal sei verständlich, meint nun der Landrat Fuchs. Angesichts des neuen Trassenkorridors sei aber „eine Betroffenheit des Schwäbischen Waldes weiter zu befürchten“.
Der Landkreis habe sich zusammen mit den Kommunen für eine Prüfung der bisher verfolgten Trassenvariante eingesetzt und die Planungen kritisch hinterfragt. Zu Recht, so Fuchs jetzt in seiner Stellungnahme, denn es habe sich bestätigt, dass es keine Notwendigkeit für eine Verbindung nach Bünzwangen gebe. Andererseits könne aber durch die neue Führung „das Herzstück des Schwäbischen Waldes von der hierfür erforderlichen Megastromtrasse betroffen sein“, befürchtet Fuchs – „und zwar im gesamten Raum zwischen Murrhardt und dem Schurwald bei Remshalden und Winterbach“.
Gerade im hochbelasteten Remstal bedeute eine zusätzliche Infrastrukturmaßnahme dieses Ausmaßes eine erhebliche Belastung, warnt der Landrat und sieht sich in seiner skeptischen Haltung von ähnlich kritischen Äußerungen des Wendlinger Bürgermeisters Steffen Weigel bestätigt. Fuchs: „Wir erwarten eine zügige Klärung, in welcher Weise die Planungen im Bereich des Schwäbischen Waldes fortgesetzt werden sollen.“
Bei den möglicherweise betroffenen Rems-Murr-Kommunen ist die erste Reaktion kopfschüttelnde Überraschung. Man habe keinerlei Informationen über die Planung bekommen, sagen die Bürgermeister von Murrhardt, Remshalden und Winterbach unisono. „Ich halte es absolut nicht für überzeugend, dass man näher an den Ballungsraum heranrückt“, sagt Albrecht Ulrich (Winterbach). Wie sein Murrhardter Kollege Armin Mößner setzt er darauf, dass auch weiterhin alternative Planungen eine Rolle spielen. „Ich verstehe überhaupt nicht, wie man auf die Idee kommt, durch das Naturschutzgebiet Schwäbisch-Fränkischer Wald eine Stromtrasse zu ziehen“, sagt Mößner. Die in anderen Varianten enthaltene Verbindung über Ludwigsburg und Stuttgart nach Metzingen erscheine ihm überzeugender. „Wir werden uns kommunal zusammenspannen und unsere Interessen vertreten“, kündigt Ulrich an: „Eine gute Sache wäre, die Trasse zu verkabeln, sicher und gesundheitsverträglich, das darf nicht am Geld liegen.“