Die neuen Stromautobahnen erhitzen die Gemüter. Die Pläne über den Verlauf werden wohl in den nächsten Wochen vorgestellt. Das Umweltministerium will die Bürger früh beteiligen.

Stuttgart - Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) will die Bürger beim Bau der für die Energiewende wichtigen Stromautobahnen von Nord- nach Süddeutschland frühzeitig beteiligen. Die Trassenbetreiber wollen voraussichtlich Ende September ihre Vorschläge für den Streckenverlauf der Öffentlichkeit präsentieren, wie Untersteller mitteilte.

 

Nach der Vorstellung des Streckenverlaufs will Baden-Württemberg vor den förmlichen Verfahren eine eigene öffentliche Anhörung machen. Damit will er möglicher Kritik vorbeugen. Organisiert und moderiert werden die Veranstaltungen von der Deutschen Umwelthilfe. „Die haben damit große Erfahrung“, sagte Untersteller der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Das sei ein Großprojekt, da werde es Diskussionen über den Trassenverlauf geben, sagte Untersteller. Wichtig sei, dass man die Betroffenen frühzeitig mit einbeziehe.

Die sogenannte SuedLink-Trasse - die 800 Kilometer lange „Hauptschlagader“ der Energiewende - von Norddeutschland nach Bayern und weiter nach Baden-Württemberg soll voraussichtlich erst 2025 fertig werden, drei Jahre später als bisher geplant. Die zweite 340 Kilometer lange Trasse durch den Südwesten endet in Philippsburg. Ausgangspunkt ist Osterath in Nordrhein-Westfalen.

BUND unterstützt Unterstellers Vorhaben

„An den Plänen für den Netzausbau darf nicht gerüttelt werden“, sagte Untersteller. Der Ausbau müsse so erfolgen wie bisher geplant. „Da ändern auch die vor kurzem beschlossenen Pläne zur Beschneidung des Ausbaus der Windenergie nichts daran.“

Der baden-württembergische Naturschutzverband BUND unterstützt Unterstellers Vorhaben. Landesgeschäftsführerin Sylvia Pilarsky-Grosch sagte, es sei sinnvoll, die Betroffenen schon in einem so frühen Stadium anzuhören. Die Kunst werde aber sein, die Leute schon in dieser Phase für das Thema zu interessieren. Oftmals würden sie erst aktiv, wenn die offiziellen Anhörungen losgingen.

Die geplante unterirdische Verlegung der Leitungen sieht Untersteller als notwendigen Kompromiss an. Dadurch werde sicherlich die Akzeptanz steigen. „Erdkabel sind aber auch teurer. Deshalb leuchtet es mir nicht ein, wenn man auch Kabel verlegt in Gegenden, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Der Vorrang für Erdkabel halte ich nicht generell für sinnvoll. Wenn die Leitungen in die Nähe von Wohnbebauungen sind, ist die Erdverkabelung wichtig.“

Der Umweltminister hob die Bedeutung des Netzausbaus erneut hervor. „Die Differenz zwischen Verbrauch und Erzeugung wird größer.“ Im Südwesten werden seinen Angaben zufolge rund 80 Milliarden Kilowattstunden im Jahr verbraucht und lediglich etwa 60 Milliarden Kilowattstunden erzeugt, Tendenz fallend. „Wir sind also in starkem Umfang auf Import von Strom aus anderen Regionen angewiesen. Und das muss insbesondere Strom aus erneuerbaren Energien aus dem Norden sein.“