Nahe der Ölmühle ist das zweitgrößte Vorkommen in Baden-Württemberg heimisch. Im Frühjahr ist wegen der Amphibien besondere Vorsicht geboten. Um die geschützte Art zu erhalten, nehmen ehrenamtliche Helfer einige Mühen und Risiken auf sich.

Ludwigsburg: Anne Rheingans (afu)

Weissach. - So lange die Nächte frostig und die Abende recht trocken sind, kann Inge Bernt aus Rutesheim noch entspannt bleiben. Aber sobald es wärmer und feuchter draußen wird, ist die Naturschützerin von der BUND-Ortsgruppe Weissach in Alarmbereitschaft. Die Feuersalamander, die sich vor allem rund um das Strudelbachtal angesiedelt haben, haben es ihr angetan. Und um sie sorgt sich Inge Bernt in jedem Frühjahr. Denn die geschützten Amphibien machen sich ab der Dämmerung auf den Weg über die Kreisstraße 1688, die von der Weissacher Ölmühle nach Eberdingen führt, um am Strudelbach ihre Larven abzulegen.

 

Feuersalamander laichen am Strudelbach

Um die bedrohten Tiere davor zu schützen, dass sie bei Wanderungen überfahren werden, hat das Landratsamt Ludwigsburg Straßensperren angeordnet. Vor wenigen Tagen wurde auch die Kreisstraße nach Eberdingen daher mit einer mobilen Schranke ausgestattet, die 2023 durch eine vollautomatische ersetzt werden soll. Zusätzlich wurde ein Warnschild aufgestellt.

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Anders als bei Kröten oder Fröschen ist es nicht notwendig, die Salamander über die Straße zu tragen, erklärt Inge Bernt. Allerdings passen sie und ihre Mitstreiter bei feuchtem und mildem Wetter an Ort und Stelle auf, dass Autofahrer die Sperre nicht ignorieren. Dabei zählen sie alle gesichteten Exemplare, um die Notwendigkeit der Sperrung zu belegen. Außerdem können Helfer eingreifen, falls es doch ein Tier nicht über die Straße schafft und noch zu retten ist.

Im März wird es besonders gefährlich

Wenn die Dämmerung eingesetzt hat und das Wetter günstig ist, machen sich die Salamanderweibchen auf den Weg, die Kreisstraße zu überqueren, um am Strudelbach ihre Larven abzulegen. „Im März wird es besonders gefährlich, weil die Dämmerung dann mit dem Feierabendverkehr zusammenfällt“, sagt Inge Bernt, die auch das Amt der ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten des Landkreises Böblingen innehat.

Die ersten Salamander waren dieses Jahr schon im Februar an milden Tagen unterwegs. „Es gab keinen richtigen Winter“, erklärt die Tierschützerin. Bis Ende Mai ist noch mit dem abendlichen und nächtlichen Wanderungen der Amphibien zu rechnen.

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Im Strudelbachtal ist die zweitgrößte Population an Feuersalamandern in Baden-Württemberg heimisch. Wie viele Tiere genau dort leben, ist schwer zu sagen. Hunderte Exemplare sind es bestimmt, bestätigt Inge Bernt. Eine solche Anzahl sei aber auch notwendig, um die genetische Vielfalt der gefährdeten Art zu erhalten.

Und warum fühlen sie sich rund um das Tal besonders wohl? „Sie finden hier Nahrung und ihren bevorzugten Lebensraum“, erläutert Bernt. Im Flachter Gerechtigkeitswald sind die Kalksteine zu finden, die die Feuersalamander benötigen. In der Gegend sind außerdem alte Baumbestände, Tümpel und jede Menge Asseln, Würmer, Schnecken, Hundertfüßer und andere Nahrungsquellen.

Mehrere Gruppen sind abends unterwegs

Der Bestand an der Kreisstraße 1688 existiert schon seit langer Zeit. Auch am Weissacher Mühlberg, am Naturtheater bei Renningen, nahe Gebersheim und im Tal bei Höfingen gibt es nennenswerte Salamandervorkommen, sagt Inge Bernt. Zusätzlich kümmern sich mehrere Teams der BUND-Ortsgruppe um weitere Amphibien wie Kröten, Molche und Frösche, die bei feuchtem und wildem Wetter Straßen queren.

Diese ehrenamtliche Tätigkeit ist auch für die Helfer nicht risikofrei. Sie sind im Dunkeln, bei Nässe, teils auf kurvigen Strecken und am Rand von steilen Abhängen unterwegs. Wenn sich Autofahrer nicht an die Sperrungen halten, kann es daher auch für die menschlichen Helfer gefährlich werden. An einem Abend laufen die Tierschützer meist einige Kilometer zu Fuß. Um die Arbeit besser aufteilen zu können, freut sich Inge Bernt über weitere Mitstreiter, die sich unter Telefon 0170/ 2467351 bei ihr melden können.

Hier gibt es Einschränkungen für Autofahrer

Sperrung
Vor allem von Anfang März bis Ende Mai hat der Landkreis Ludwigsburg Straßensperrungen in Teilen des Kreises angeordnet. Auch große Kreisstädte können in eigener Zuständigkeit Anordnungen treffen. Die Sperrungen sollen verhindern, dass unzählige Amphibien den Tod finden.

Weissach-Eberdingen:
 Die Kreisstraße 1688 ist vom Abzweig der K 1654 bis zur Kreisgrenze nahe der Weissacher Ölmühle ab sofort bis zum 1. Juni gesperrt. In der Winterzeit dürfen Fahrzeuge die Strecke zwischen 18 und 6 Uhr, in der Sommerzeit zwischen 20 und 5 Uhr nicht befahren. Die Umleitung über Heimerdingen ist ausgeschildert.

Gerlingen:
 Die Krummbachtalstraße ist in den Abend- und Nachtstunden voll gesperrt.

Korntal-Münchingen:
 Wegen der Amphibien ist der Feldweg östlich des „Grünen Heiners“ abends und nachts komplett gesperrt.

Weitere Maßnahmen
 Tempolimits, Warnschilder und weitere Maßnahmen gibt es darüber hinaus auf den Gemarkungen von Ditzingen und Hemmingen. Auf der L 1182 Weil der Stadt – Merklingen (Bereich Merklinger Ried), auf der K 1060 Rutesheim – Renningen (im Waldbereich) und auf der K 1017 Rutesheim – Flacht (im Waldbereich) gilt jeweils Tempo 70 sowie auf der K 1013 Perouse – Flacht (unter der Autobahnbrücke) Tempo 30.