Von Januar 2018 an agiert Silke Allmendinger nicht mehr als Pächterin, sondern als Verwalterin des Wäscherschlosses. Alle Beteiligten sehen darin einen Vorteil.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Wäschenbeuren - Auf den Grundfesten, vor den dicken Mauern der mittelalterlichen Burg schlagen Ritter und Handwerker, Gaukler und Spielleut regelmäßig ihre Lager auf. Im Burghof konzertieren Kultbands wie Corvus Corax, Liedermacher und Irish-Folk-Musikanten. Im Kaminzimmer des Wäscherschlosses wird geheiratet und ab und an auch mal Whisky verkostet. Außerdem finden in der Staufer-Galerie des Wäscherschlosses regelmäßig Ausstellungen statt. Was von diesem beliebten und inzwischen etablierten Rahmenprogramm im neuen Jahr übrig bleiben wird, steht indes noch in den Sternen. Der Grund: Zum 1. Januar ändern sich auf der kleinen, aber feinen Stauferburg die betrieblichen Strukturen. Genau genommen, gibt es zum nächsten Jahr einen Neuanfang unter der bewährten Führung der Burgherrin Silke Allmendinger.

 

Diese agiert fortan allerdings nicht mehr als Pächterin des Anwesens, sondern als Verwalterin im Auftrag der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg (SSG). Zu deren Fundus gehört das Wäscherschloss zwar schon seit geraumer Zeit. Das Modell „Verwaltung statt Pacht“ ist allerdings neu.

In der nun anstehenden Veränderung, die nach einer Reihe von Gesprächen festgezurrt wurde, sehen alle Beteiligten einen Vorteil. „Wir haben festgestellt, dass der Betrieb des Wäscherschlosses für eine Privatperson nur unter permanenter Selbstausbeutung möglich ist. Das wollten wir nicht mehr zulassen“, sagt der SSG-Geschäftsführer Michael Hörrmann. Silke Allmendinger ist froh, „dass ich aus der finanziellen Verantwortung raus bin“. Ihr Beritt seien nun erst mal das Museum und die Burgführungen. „Was ansonsten an Programm möglich ist, zeigt sich im Laufe der Zeit“, fügt sie hinzu.

Trauungen in größerem Rahmen möglich

Dass die zusätzlichen Angebote, wie zuletzt von einigen Seiten zu hören war, vom Land heruntergefahren würden, ist aus Hörrmanns Sicht „der falsche Ausdruck“. Den SSG gehe es vielmehr um eine Weiterentwicklung, um andere, bessere, vielschichtigere und neue Sachen. „Wir haben große Lust aus dem Wäscherschloss noch mehr herauszukitzeln, wollen also sicher nicht weniger machen“, betont er. So sei bereits klar, dass die standesamtlichen Trauungen künftig in einem größeren Rahmen stattfinden könnten. Statt des Kaminzimmers stehe der Große Saal zur Verfügung, in den nicht länger nur 30, sondern rund 90 Gäste reinpassen würden, ergänzt der SSG-Geschäftsführer.

„Notwendig ist es allerdings, die bisher durchgeführten Veranstaltungen zu scannen, nicht zuletzt daraufhin, was besucher- und sicherheitsrechtlich möglich ist, weil die Vorgaben immer strenger werden“, erklärt Hörrmann. Den SSG gehe es darum, den Gästen einen Teilhabe am kulturellen Erbe und einen ungestörten Genuss zu bieten. „Dass Frau Allmendinger dabei nicht mehr darauf achten muss, bei jedem Event ein paar Euro zu verdienen, macht in diesem Zusammenhang vieles leichter.“

Die jetzige und künftige Burgherrin sieht das ähnlich und wartet deshalb gespannt darauf, „was an Neuerungen auf mich zukommt und ob vielleicht das eine oder andere, was ich angestoßen habe, fortgesetzt werden kann“. Das Jahresprogramm 2018 der SSG trage ja den Titel „Von der Tafel zum Tisch“, was sich bei den Führungen und im Museum schon mal niederschlagen werde. „Mir fällt dazu aber auch noch einiges mehr ein“, sagt Allmendinger.

Die „Wiege der Staufer“ ist 2011 saniert worden

Sie soll der erste Herrschaftssitz der Staufer gewesen und bereits im 11. Jahrhundert als Burg Büren errichtet worden sein. In der Zeit von 1220 bis 1250 entstand auf dem unweit von Wäschenbeuren gelegenen Areal schließlich die Wäscherburg, die 1271 erstmals urkundlich erwähnt wurde. In jedem Fall gilt das Anwesen als „Wiege der Staufer“ und obwohl baulich als Burg klar identifizierbar, heißt diese weithin nur Wäscherschloss oder eben Wäscherschlössle.

Der Legende nach soll sich der Stauferkaiser Friedrich Barbarossa bei einer Rast auf dem Weg zum Hohenstaufen im Beutental in eine Wäscherin verliebt und ihr daraufhin die Burg geschenkt haben. So ziert denn auch eine Wäscherin das Ortswappen von Wäschenbeuren. Völlig unromantisch geht die Bezeichnung aber wohl eher auf den Ritter Konrad den Wascher zurück, der das Hofgut im Tausch gegen Ländereien im Welzheimer Wald erhalten haben soll.

Nach etlichen Besitzerwechseln ging das Wäscherschloss in baden-württembergisches Eigentum und schließlich an die Staatlichen Schlösser und Gärten (SSG). Immer wieder einmal wurde das Anwesen instandgesetzt. Eine grundlegende Sanierung erfolgte bis zum Jahr 2011. Seitdem dient das altehrwürdige Gemäuer nicht mehr nur als Museum, sondern auch als Ort für mittelalterliche Lager und Veranstaltungen, für Konzerte, Ausstellungen und nicht zuletzt für Hochzeiten.

Dem „Erbe der Staufer“ soll nach dem Willen der SSG auf der Wäscherburg künftig noch stärker Rechnung getragen werden. Das passt schon deshalb ins Konzept, weil sich in den vergangenen Jahren auch rundherum einiges getan hat. Neben Veranstaltungen im Kloster Lorch und auf der Burgruine Rechberg ist auch auf dem Göppinger Hausberg Hohenstaufen wieder Leben eingezogen. Außerdem wurde die Ausstellung im Dokumentationsraum für staufische Geschichte zuletzt neu gestaltet.